Kreislaufwirtschaft ist die Achillesferse der Bauindustrie
In ihrer Tätigkeit bis April 2025 als Vorsitzende des dänischen 2030-Ausschusses hat Sara Krüger Falk den Nachhaltigkeitszielbericht 2024/2025 des Ausschusses mitgestaltet. Der Bericht stellt fest, dass selbst Dänemark, das insgesamt Bronze im internationalen SDG-Index einnimmt, noch vor großen Herausforderungen steht. Dies gilt insbesondere für das Ziel 12: Nachhaltige/r Konsum und Produktion
Dänemark steht auf Platz 11 der verbrauchsstärksten Länder der Welt, und wenn alle wie der durchschnittliche Däne leben würden, wären 4,7 Erdkugeln erforderlich, um den weltweiten Verbrauch zu ermöglichen. Allein der Bausektor macht 31 Prozent des gesamten Materialverbrauchs in Dänemark aus, und nur 4 Prozent der in Dänemark verwendeten Ressourcen – branchenübergreifend – werden recycelt. Es gibt also viel zu gewinnen, wenn man zirkulär denkt, meint Sara Krüger Falk:
– Die Kreislaufwirtschaft bietet ein riesiges Potenzial, das wir heute noch gar nicht ausschöpfen. Wir recyceln nur vier Prozent der von uns verwendeten Materialien. Das ist eine erschreckend niedrige Zahl für ein Land, das sich selbst als eines der führenden im Bereich Nachhaltigkeit betrachtet, sagt sie und fährt fort:
– Wir gehören zu den ressourcenintensivsten Ländern der Welt, sind aber auch enorm innovativ. Wenn wir in Dänemark mit unserer technischen Expertise und dem gut ausgebildeten Personal nicht den Code für die Kreislaufwirtschaft knacken können, wer dann?
Hier weist Sara Krüger Falk besonders auf die dänischen Produktionsunternehmen als potenzielle Pioniere hin. Mit ihrer innovativen Belegschaft haben Unternehmen die Möglichkeit, sich an die Spitze zu stellen – und es geht nicht einmal um große Schritte. Auch kleine Maßnahmen können viel bewegen.
Ich bin davon überzeugt, dass Unternehmen, die die Zukunft verstehen, in die wir blicken, es besser machen werden. Diejenigen, die wissen, wie sie ihre Innovationskraft nutzen können, um zusammenzuarbeiten und neue Lösungen zu finden, die ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren können, und sich wirklich Gedanken darüber machen, wie sie ihre Umgebung positiv beeinflussen können, sagt sie.
Es beginnt mit ganzheitlichem Denken und Zusammenarbeit
Wenn das Bauwesen und seine Lieferanten ernsthaft vorankommen sollen, dürfen Nachhaltigkeitsmaßnahmen nicht mehr als zusätzliche Option, sondern müssen als integraler Bestandteil des Kerngeschäfts und der Projektausführung betrachtet werden. Und dieser Prozess beginnt bereits in der Ausschreibungsphase.
–Wir sehen immer wieder, dass in isolierten Silos gearbeitet wird. Der Bauherr hat ein Budget, der Betrieb ein anderes, und die Berater werden oft erst zu spät eingebunden. Das Ergebnis ist, dass Lösungen, die langfristig Mehrwert schaffen könnten, viel zu früh ausgeschlossen werden, sagt Sara Krüger Falk.
Sie weist darauf hin, dass viele Akteure der Nachhaltigkeit Priorität einräumen möchten, dass die Rahmenbedingungen dies jedoch erschweren. Deshalb sind ganzheitliches Denken und Zusammenarbeit über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg von entscheidender Bedeutung. Nicht zuletzt in einem Bereich wie der Kreislaufwirtschaft, in dem sich der Wert erst dann ernsthaft entfalten kann, wenn mehrere Glieder zusammenhängen.
Es ist enorm wichtig, dass man bereits bei der Ausschreibung umweltgerecht und ganzheitlich denkt – und dass diejenigen, die neue Lösungen entwickeln, dies von Anfang an im Auge behalten. Es sollte die Norm sein, die richtige Dokumentation anzufordern und sich zu wagen, frühzeitig in einen Dialog zu treten, zum Beispiel über Gesamtwirtschaftlichkeit, Abfalltrennung, Materialauswahl und Flexibilität, sagt sie und fügt hinzu:
– Wir müssen uns von der Denkweise entfernen, dass Nachhaltigkeitsmaßnahmen zusätzliche Kosten verursachen. Oft reicht es, ein bisschen klüger an die Dinge heranzugehen – und enger zusmmenzuarbeiten.
Die Nachhaltigkeitsziele als Maßstab für das Bauen der Zukunft
Laut Sara Krüger Falk ist es ein Missverständnis, wenn die Nachhaltigkeitsziele auf Kommunikation oder CSR reduziert werden. Vielmehr sind sie ein strategisches Instrument, um zu verstehen, wohin sich die Gesellschaft bewegt und was sich auf den Markt, die Regulierung und die Erwartungen der Kunden auswirken wird.
Die Nachhaltigkeitsziele helfen uns zu erkennen, wo sich die Herausforderungen und Geschäftsmöglichkeiten der Gesellschaft treffen. Und wenn man im Jahr 2030 ein relevanter Akteur im Bauwesen sein will, ist es eine gute Idee, nach ihnen zu navigieren.
Deshalb geht es nicht darum, die SDGs anstelle von ESG und Gesetzgebung zu wählen, sondern sie als Rahmen für Innovation, Zusammenarbeit und konkretes Handeln zu nutzen. Denn das Bauen hat nicht nur das Potenzial, den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Es bietet auch die Möglichkeit, Lösungen zu schaffen, die Gesundheit, Wohlbefinden, zirkuläre Ressourcennutzung und soziale Verantwortung fördern.
– Wenn wir die Zukunft verstehen, in die wir uns bewegen, und uns trauen, entsprechend zu handeln, sind wir stärker. Auch geschäftlich, so Sara Krüger Falk abschließend.