Die Nachhaltigkeitsziele sollen als strategischer Kompass des Bauwesens betrachtet werden

ESG, Berichterstattungsanforderungen und andere Vorschriften setzen den rechtlichen Rahmen für die Baubranche, aber die 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung sollen die Richtung vorgeben. Das meint Sara Krüger Falk, Direktorin des UN Global Compact Network Denmark.

Zehn Jahre nach der Einführung der Ziele zieht sie eine vorläufige Bilanz und ermutigt Akteure im Bauwesen, die Ziele als strategisches Instrument zur Steigerung von Innovation, Geschäftstätigkeit und gemeinsamen Lösungen zu nutzen.

Wie navigiert man als Akteur im Bauwesen in einer Zeit, in der die Anforderungen an Nachhaltigkeit, Dokumentation und Berichterstattung von Jahr zu Jahr steigen?

Während ESG und Gesetzgebung Bauprojekte auf nationaler und internationaler Ebene immer stärker prägen, drohen langfristige Ambitionen in Tabellenkalkulationen und Compliancearbeit zu ersticken. Die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele, die 2025 ihr 10-jähriges Jubiläum feiern, können eine wichtige Rolle als strategischer Kompass spielen. Das meint Sara Krüger Falk, Direktorin des UN Global Compact Network Denmark und ehemalige Vorsitzende des dänischen 2030-Ausschusses.

– Einige Unternehmen behaupten heute, dass die Nachhaltigkeitsziele nicht mehr so relevant seien, weil sie durch ESG und Gesetzgebung ersetzt worden seien. Dem stimme ich gar nicht zu, sagt Sara Krüger Falk und erklärt dies:

– Die UN-Nachhaltigkeitsziele sind ein Streben nach der Welt, die wir uns wünschen. ESG ist die konkrete Dokumentation, wie wir diese Ziele erreichen.

Laut Sara Krüger Falk ist ESG mit anderen Worten eine Möglichkeit, zu dokumentieren, wie man als Unternehmen auf die Nachhaltigkeitsziele reagiert. Und während es bei ESG um Dokumentation und Messungen geht, geht es bei den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung um Richtung und Ambitionen in einer größeren Perspektive.

Kreislaufwirtschaft ist die Achillesferse der Bauindustrie

In ihrer Tätigkeit bis April 2025 als Vorsitzende des dänischen 2030-Ausschusses hat Sara Krüger Falk den Nachhaltigkeitszielbericht 2024/2025 des Ausschusses mitgestaltet. Der Bericht stellt fest, dass selbst Dänemark, das insgesamt Bronze im internationalen SDG-Index einnimmt, noch vor großen Herausforderungen steht. Dies gilt insbesondere für das Ziel 12: Nachhaltige/r Konsum und Produktion

Dänemark steht auf Platz 11 der verbrauchsstärksten Länder der Welt, und wenn alle wie der durchschnittliche Däne leben würden, wären 4,7 Erdkugeln erforderlich, um den weltweiten Verbrauch zu ermöglichen. Allein der Bausektor macht 31 Prozent des gesamten Materialverbrauchs in Dänemark aus, und nur 4 Prozent der in Dänemark verwendeten Ressourcen – branchenübergreifend – werden recycelt. Es gibt also viel zu gewinnen, wenn man zirkulär denkt, meint Sara Krüger Falk:

– Die Kreislaufwirtschaft bietet ein riesiges Potenzial, das wir heute noch gar nicht ausschöpfen. Wir recyceln nur vier Prozent der von uns verwendeten Materialien. Das ist eine erschreckend niedrige Zahl für ein Land, das sich selbst als eines der führenden im Bereich Nachhaltigkeit betrachtet, sagt sie und fährt fort:

– Wir gehören zu den ressourcenintensivsten Ländern der Welt, sind aber auch enorm innovativ. Wenn wir in Dänemark mit unserer technischen Expertise und dem gut ausgebildeten Personal nicht den Code für die Kreislaufwirtschaft knacken können, wer dann?

Hier weist Sara Krüger Falk besonders auf die dänischen Produktionsunternehmen als potenzielle Pioniere hin. Mit ihrer innovativen Belegschaft haben Unternehmen die Möglichkeit, sich an die Spitze zu stellen – und es geht nicht einmal um große Schritte. Auch kleine Maßnahmen können viel bewegen.

Ich bin davon überzeugt, dass Unternehmen, die die Zukunft verstehen, in die wir blicken, es besser machen werden. Diejenigen, die wissen, wie sie ihre Innovationskraft nutzen können, um zusammenzuarbeiten und neue Lösungen zu finden, die ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren können, und sich wirklich Gedanken darüber machen, wie sie ihre Umgebung positiv beeinflussen können, sagt sie.

 

Es beginnt mit ganzheitlichem Denken und Zusammenarbeit

Wenn das Bauwesen und seine Lieferanten ernsthaft vorankommen sollen, dürfen Nachhaltigkeitsmaßnahmen nicht mehr als zusätzliche Option, sondern müssen als integraler Bestandteil des Kerngeschäfts und der Projektausführung betrachtet werden. Und dieser Prozess beginnt bereits in der Ausschreibungsphase.

–Wir sehen immer wieder, dass in isolierten Silos gearbeitet wird. Der Bauherr hat ein Budget, der Betrieb ein anderes, und die Berater werden oft erst zu spät eingebunden. Das Ergebnis ist, dass Lösungen, die langfristig Mehrwert schaffen könnten, viel zu früh ausgeschlossen werden, sagt Sara Krüger Falk.

Sie weist darauf hin, dass viele Akteure der Nachhaltigkeit Priorität einräumen möchten, dass die Rahmenbedingungen dies jedoch erschweren. Deshalb sind ganzheitliches Denken und Zusammenarbeit über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg von entscheidender Bedeutung. Nicht zuletzt in einem Bereich wie der Kreislaufwirtschaft, in dem sich der Wert erst dann ernsthaft entfalten kann, wenn mehrere Glieder zusammenhängen.

Es ist enorm wichtig, dass man bereits bei der Ausschreibung umweltgerecht und ganzheitlich denkt – und dass diejenigen, die neue Lösungen entwickeln, dies von Anfang an im Auge behalten. Es sollte die Norm sein, die richtige Dokumentation anzufordern und sich zu wagen, frühzeitig in einen Dialog zu treten, zum Beispiel über Gesamtwirtschaftlichkeit, Abfalltrennung, Materialauswahl und Flexibilität, sagt sie und fügt hinzu:

– Wir müssen uns von der Denkweise entfernen, dass Nachhaltigkeitsmaßnahmen zusätzliche Kosten verursachen. Oft reicht es, ein bisschen klüger an die Dinge heranzugehen – und enger zusmmenzuarbeiten.

 

Die Nachhaltigkeitsziele als Maßstab für das Bauen der Zukunft

Laut Sara Krüger Falk ist es ein Missverständnis, wenn die Nachhaltigkeitsziele auf Kommunikation oder CSR reduziert werden. Vielmehr sind sie ein strategisches Instrument, um zu verstehen, wohin sich die Gesellschaft bewegt und was sich auf den Markt, die Regulierung und die Erwartungen der Kunden auswirken wird.

Die Nachhaltigkeitsziele helfen uns zu erkennen, wo sich die Herausforderungen und Geschäftsmöglichkeiten der Gesellschaft treffen. Und wenn man im Jahr 2030 ein relevanter Akteur im Bauwesen sein will, ist es eine gute Idee, nach ihnen zu navigieren.

Deshalb geht es nicht darum, die SDGs anstelle von ESG und Gesetzgebung zu wählen, sondern sie als Rahmen für Innovation, Zusammenarbeit und konkretes Handeln zu nutzen. Denn das Bauen hat nicht nur das Potenzial, den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Es bietet auch die Möglichkeit, Lösungen zu schaffen, die Gesundheit, Wohlbefinden, zirkuläre Ressourcennutzung und soziale Verantwortung fördern.

– Wenn wir die Zukunft verstehen, in die wir uns bewegen, und uns trauen, entsprechend zu handeln, sind wir stärker. Auch geschäftlich, so Sara Krüger Falk abschließend.

Was sind die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung?

  • Im Jahr 2015 haben alle 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen 17 Ziele und ein gemeinsames Ziel für 2030 verabschiedet.
  • Die Ziele reichen von der Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zu Klimaschutz, Biodiversität und verantwortungsvollem Konsum.
  • Ziel ist es, eine gemeinsame globale Agenda zu schaffen, die sich auf soziale, wirtschaftliche und ökologische Aspekte konzentriert.
  • Die Ziele sind keine Gesetzgebung, sondern richtungsweisende Maßstäbe für den weltweiten Wandel hin zu Nachhaltigkeit.

Troldtekt und die UN-Nachhaltigkeitsziele

· Troldtekt erkennt alle 17 Weltziele an, aber wir haben uns auf vier Ziele konzentriert, zu denen unser Geschäft und unsere Aktivitäten besonders beitragen können:

Ziel 3: Gesundheit und Wohlergehen

Ziel 12: Nachhaltige/r Konsum und Produktion

Ziel 15: Leben an Land

Ziel 17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

Seit 2010 ist Troldtekt dem UN Global Compact angeschlossen, der die weltweit größte freiwillige Initiative im Bereich der sozialen Verantwortung von Unternehmen darstellt.

Erfahren Sie mehr über unsere Arbeit mit den UN-Nachhaltigkeitszielen