Wo Vergangenheit und Zukunft aufeinandertreffen: In Kopenhagen entstehen neue Stadtteile

Kopenhagen befindet sich in ständiger Entwicklung, und viele unverwechselbare Quartiere prägen die Hauptstadt auf einzigartige Weise. Wir werfen den Blick auf zwei neue Stadtteile, die eigentlich aus dem Industriezeitalter stammen und nun den Wandel in die Zukunft vollziehen. Besuchen Sie mit uns Carlsberg Byen und Nordhavn.

Troldtekt - Vilhelm Lauritzen
Photo: Thomas Mølvig, architect MAA

Bis 2050 wird Kopenhagen zusätzlich zu den rund 650.000 Einwohnern, die bereits in der Stadt leben, voraussichtlich um weitere 100.000 Einwohner gewachsen sein. Die Zuwächse werden sich vor allem in den neuen Stadtteilen und vor allem entlang des Wassers ansiedeln, so die Prognosen der Stadt Kopenhagen.

Kopenhagen besteht aus zwölf Stadtteilen, von denen gerade jene wachsen werden, in denen es heute große Entwicklungsprojekte gibt – insbesondere Nordhavn, Amager Strandpark und Østhavnen. Wenn der Stadtteil Nordhavn voll entwickelt ist, wird er 40.000 Einwohner sowie 40.000 Arbeitsplätze beherbergen. Ein weiteres altes Industriequartier im Wandel ist das Gelände der ehemaligen Carlsberg-Brauerei, genannt Carlsberg Byen. Hier entstehen bis zu 3.100 neue Wohnungen.

Schallabsorbierende Holzwolle-Leichtbauplatten von Troldtekt werden häufig als Akustikdecken in Restaurants verwendet
Photo: Helene Høyer Mikkelsen, architect

Herzlich willkommen in Nordhavn

Der neue Stadtteil, der auf dem Gelände des alten Nordhafens an der Öresundküste zwischen Hellerup und Langelinie entsteht, ist das bislang größte Stadtentwicklungsprojekt Skandinaviens. In mehreren Etappen wird das Industriehafengelände in eine moderne Stadt mit Wohnquartieren, Inseln, Kanälen und Grünflächen verwandelt.

Der stufenweise Ausbau begann 2014 mit dem Inneren Nordhafen und dem Quartier Århusgade, gefolgt von der aktuellen Entwicklung der Quartiere Sundmolen, Trælastholmen und Svanemølleholm. Und schon bald wird die Entwicklung des Levantkajs und des zukünftigen Containerterminals beginnen. Darüber hinaus werden in den kommenden Jahren auch der Naturpark Nordhavn, die Tunnelfabrikken und der Nordhavnstunnelen entwickelt.

In 40 bis 50 Jahren soll Nordhavn bis zu 40.000 Einwohner und 40.000 Arbeitsplätze beherbergen.

 

Nähe zu Stadt, Meer und Natur

Im Jahr 2015 zogen die ersten Bewohner in das neu entstandene Quartier Århusgade ein, das schon heute als richtiger Ortsteil gelten darf. Mittlerweile leben dort rund 2.800 Menschen, und auch die ersten Restaurants, Supermärkte und Fachgeschäfte haben eröffnet. Im Jahr 2020 wurde hier die neue U-Bahnlinie mit zwei Stationen eröffnet. 

„Die Vision für Nordhavn ist, dass man in einem gemischten Quartier leben, arbeiten und ein aktives soziales Leben führen kann, wo die Nähe zu Wasser und Grünflächen, Einkaufsmöglichkeiten, öffentlichen Verkehrsmitteln, Schulen und Kitas von zentraler Bedeutung für die Entwicklung ist“, sagt Kristian Wederkinck Olesen, Leiter Kommunikation bei der städtischen Entwicklungsgesellschaft By & Havn.

„Im Nordhafen ist das Wasser allgegenwärtig, und eines der wiederkehrenden Themen für die Entwicklung ist, dass Nordhavn als Stadtteil auf kleinen Inseln, die durch Kanäle unterteilt sind, erhalten bleibt. Die Menschen, die in Nordhavn leben, arbeiten und den Stadtteil besuchen, sollen das Wasser aus nächster Nähe erleben.“

By & Havn ist eine Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft, die zu 95 Prozent der Stadt Kopenhagen und zu 5 Prozent dem dänischen Staat gehört.

Erhalt der maritimen Vergangenheit

Die lange Geschichte von Nordhavn als Industriehafen spiegelt sich in der Stadtentwicklung von heute wider. Alte Bauten und Charakteristika sind erhalten geblieben, und viele der neuen Gebäude und Projekte sind vom historischen Umfeld inspiriert.

„Unser Nordhafen verkörpert ein Stück maritime Industriegeschichte. Die besondere Atmosphäre wird durch den Erhalt ausgewählter Gebäude und kulturhistorisch bedeutsamer Bestandteile bewahrt und in den neuen Stadtteil integriert. Neue Materialien und Bauten werden so gewählt, dass sie mit dem ursprünglichen Charakter des Hafens harmonieren. Dabei handelt es sich um robuste Materialien wie Betonoberflächen, Gusseisen, Kopfsteinpflaster, Cortenstahl und Harthölzer, die dem Klima am Wasser standhalten, schön patinieren und auch funktionalen Ansprüchen gerecht werden“, sagt Kristian Wederkinck Olesen.

Ein besonderer Anblick sind die beiden großen, mittlerweile ikonischen Zementsilos am Göteborg Plads aus dem Jahr 1979, die von Aalborg Portland für die Lagerung von Zement gebaut wurden, der von Schiffen am davor liegenden Kai gelöscht und geladen werden konnte. Die Silos wurden erweitert und zu einem modernen Bürogebäude umgebaut.

Nur einen Steinwurf entfernt stehen The Silo und Frihavns Tårnet, beides alte Getreide- und Futtersilos. Sie wurden in moderne Wohngebäude umgebaut, mit einem Restaurant im Dachgeschoss des Silo und Einzelhandelsgeschäften im Frihavns Tårnet

Auf dem Gelände der Sundmolen werden die alten Hafenspeicher umgewandelt, in denen früher Bananen, Kaffee und Papier aus der ganzen Welt gelagert wurden. Die Speichergebäude werden derzeit saniert und in zeitgemäße, attraktive und moderne Bürobauten transformiert. An der Spitze der Sundmolen errichtet das Architekturbüro BIG seinen neuen Hauptsitz. 

Troldtekt in Nordhavn

Photo: Helene Høyer Mikkelsen

Herzlich willkommen in Carlsberg Byen

Am Rand von Vesterbro in Kopenhagen, an der Grenze zu den Nachbarkommunen Valby und Frederiksberg, liegt das neue Quartier Carlsberg Byen, das mittlerweile eine eigene Postleitzahl erhalten hat – 1799 København V. Wie der Name schon sagt, ist das Viertel nach der Brauerei Carlsberg benannt, die von 1847 bis 2008 an ihrem hiesigen Stammsitz Bier braute, bis die Produktion nach Fredericia in Jütland verlegt wurde.

Nach dem Auszug von Carlsberg wurde eine umfassende Transformation in ein Wohn- und Stadtquartier eingeleitet. Bis Mitte 2023 wird das Entwicklungsprojekt Carlsberg Byen zu etwa 80 Prozent fertiggestellt sein, die letzten Umbauten sollen bis Ende 2024 erfolgen.

„Die Vision für Carlsberg Byen ist es, ein lebendiges und lebenswertes Stadtquartier zu schaffen. Es soll ein guter Ort zum Leben, Arbeiten und Aufhalten sein. Die Kulturgeschichte des Viertels ist ein großes Geschenk, über das wir uns sehr freuen und das in alle Aspekte der Entwicklung des neuen Quartiers einfließt“, sagt Jens Nyhus, CEO von Carlsberg Byen.

„Wir haben zugleich einen starken Fokus auf das Leben im Freien zwischen den Gebäuden, und auch Handel und Gewerbe sollen auf dem alten Brauereigelände florieren.“

Im Jahr 2009 gewann das dänische Architekturbüro Entasis den renommierten internationalen Architekturpreis auf dem World Architecture Festival in Barcelona für den weltweit besten Bebauungsplan für die Entwicklung von Carlsberg Byen.

Neues und Altes vereinen

Viele Läden und Fachgeschäfte sind bereits eingezogen und haben sich auf das Quartier eingestellt, und in den nächsten Jahren werden weitere hinzukommen. Darüber hinaus beherbergt das Quartier insgesamt 25 urbane Räume und Gärten, die von Bewohnerinnen und Bewohnern ebenso wie von Besuchenden genutzt werden können.

Sowohl das Einzelhandelsangebot als auch die Erholungsflächen wurden sorgfältig geplant, um den richtigen Quartiermix zu schaffen, der Seite an Seite mit den historischen Elementen wirken kann. Genau das macht Carlsberg Byen einzigartig:

„Das Stadtquartier zeichnet sich in seinem Wesen durch die historischen Aspekte aus, die man im Carlsberg Byen aus nächster Nähe erlebt. Hier treffen Sie auf neue und alte Architektur, kleine, gemütliche Ecken und große grüne Gärten. In gewisser Weise ist Carlsberg Byen sowohl ein natürlicher Teil von Vesterbro als auch ein ganz eigenes Viertel“, sagt Jens Nyhus und erwähnt einige der bemerkenswertesten Gebäude im Quartier:

„Wenn Sie in Carlsberg Byen spazieren gehen, erleben Sie das ikonische Elefantentor aus dem Jahr 1901, das architektonische Juwel der Mineralwasserfabrik, die eine fantastische Verwandlung erfahren hat, und den 120 Meter hohen Pasteurs Tårn mit Kopenhagens höchstgelegenen Wohnungen. Das sind alles Bauten, auf die wir enorm stolz sind.“

Troldtekt in Carlsberg Byen