Schulen kämpfen mit dem Innenraumklima
In viel zu vielen Schulen läuten die Glocken Tag für Tag ein schlechtes Raumklima ein.
Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP hat eine ganze Reihe von Studien zur Luftqualität ausgewertet.
Sie zeigen, dass die durchschnittliche CO2-Konzentration in deutschen Schulen derart hoch ist, dass die Konzentrationsfähigkeit und die Leistungen der Schüler darunter leiden können.
In Europa gehen fast 100 Millionen Kinder zur Schule. Sie verbringen etwa 70 Prozent ihrer Zeit in geschlossenen Räumen. Deshalb ist es problematisch, wenn die Luftqualität in den Klassenzimmern alles andere als gut ist.
Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP hat untersucht, wie es um das Innenraumklima in den Schulen bestellt ist. Dazu hat man am IBP eine ganze Reihe internationaler Studien verglichen und die wichtigsten Ergebnisse ausgewertet. Ein Ergebnis besagt, dass der CO2-Gehalt in der Raumluft deutscher Schulen bei durchschnittlich 1.383 ppm (Parts per Million) liegt und an einigen Orten sogar bis zu 6.000 ppm beträgt.
Das Fraunhofer IBP listet eine Reihe von Lösungsvorschlägen auf, darunter bessere Lüftungssysteme.
Probleme auch außerhalb Deutschlands
Auch in anderen Ländern kämpfen zu viele Schulen mit schlechter Luft in den Klassenzimmern. Das zeigen die Zahlen des Fraunhofer IBP, die sich auf Untersuchungen an Schulen in Dänemark, Frankreich, Norwegen, Italien und Schweden stützen.
In Dänemark steht das Innenraumklima der Schulen seit geraumer Zeit auf der Tagesordnung. Dazu hat unter anderem ein Bericht des Verbands Realdania beigetragen, der sich auf Messungen des Instituts für Hoch- und Tiefbau der Dänischen Technischen Universität (DTU Byg) stützt.
Der Bericht besagt, dass an 60 Prozent der dänischen Schulen der CO2-Gehalt der Raumluft den empfohlenen Grenzwert von 1.000 ppm überschreitet. So herrscht in 14 Prozent der Räume eine CO2-Konzentration von 2.001 bis 3.000 ppm, in 5 Prozent der Räume sogar von 3.001 bis 4.000 ppm. Viele dänische Schulen haben wegen Mängeln an der physischen Arbeitsumgebung behördliche Auflagen erhalten.
Schwächung des Lernvermögens um 10 Prozent
Mehrere Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen steigendem CO2-Gehalt in der Luft und schlechteren Leistungen der Schüler auf.
Die Veröffentlichung des dänischen Realdania-Berichts kommentierte Jørn Toftum, Lektor an der DTU:
„Diejenigen Schüler, die die Schulen mit dem schlechtesten Innenraumklima besuchen, bringen gut 10 Prozent weniger Leistung als Schüler an den Schulen, wo das Raumklima am besten ist. Schon bei einem Anstieg des CO2-Gehalts auf 1.000 ppm besagen die uns vorliegenden Studien, dass das Lernvermögen um etwa 5 Prozent geschwächt wird. Steigt der CO2-Gehalt auf 2.000 ppm an, verschlechtert es sich um weitere 5 Prozent.“
Höheres Lerntempo, weniger Abwesenheit
Die Aussagen des dänischen Lektors decken sich mit den Ergebnissen des Fraunhofer IBP, wo man mehrere internationale Studien ausgewertet hat. Hier wird unter anderem aufgezeigt, dass die Konzentrationsfähigkeit um 5 Prozent zurückgehen kann, wenn der CO2-Gehalt in der Raumluft von 700 auf etwa 3.000 ppm steigt.
In einer Pressemitteilung von 2016 schreibt das Institut:
„In wie weit sich die Erkenntnisse bei einem Luftaustausch über den verlangten 7,4 Litern pro Sekunde verändern würden, ist bis dato noch nicht erforscht. Grundsätzlich kamen die Studienbetreiber jedoch zu dem Schluss, dass die Arbeitsgeschwindigkeit mit zunehmender (sauberer) Frischluftmenge im Raum um bis zu 15 Prozent steigen kann.
Auch die wissenschaftliche Literatur zum Thema, CO2-Konzentration und Lernverhalten‘ ist ähnlich spärlich. Gerade mal fünf substanzielle Publikationen konnten die Wissenschaftler bei ihrer Literatursuche dazu finden. Auch hierbei ließ sich folgern, dass Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit der Studienteilnehmer mit abnehmendem CO2-Gehalt in der Raumluft zunahm.
Andere Studien zeigten, dass die Abwesenheitsrate von Schülern und Studierenden bei schlechter Luft wuchs und demnach Fehlzeiten mit der CO2-Konzentration im Lehrraum korreliert.“