Zwei Architekturbüros: So bauen wir aus Holz mit einem geringeren ökologischen Fußabdruck

Holzbauten bereichern den dänischen Gebäudebestand. Hinter dem Holzbauprojekt Fjordudsigten in Ringkøbing steht unter anderem das Büro BJERG Arkitektur. Fjordudsigten kann von den in einer BUILD-Publikation aus dem Juni 2023 aufgeführten Bauprojekten den niedrigsten Klimafußabdruck vorweisen. Der Fußabdruck beträgt über einen Zeitraum von 50 Jahren betrachtet 3,1 kg CO2/m2/Jahr.

Hinter Kløverbakken in Odder, das 2023 zum „Årets Bæredygtige Træbyggeri“ (Nachhaltiger Holzbau des Jahres) gekürt wurde, steht das Architekturbüro Arken. Lesen Sie mehr über die Erfahrungen der Architekturbüros mit der Holzbauweise. 

Inspiration für Akustiklösung mit Decken von Troldtekt in Privatwohnung

Wir sehen, dass in Dänemark mehr Holzbauprojekte initiiert werden – und diese Entwicklung betrifft fast alle Arten von Gebäuden. Aus gutem Grund, meint man im Büro BJERG Arkitektur, einem der Vorreiter im Bereich der energieoptimierten Architektur mit einem niedrigen ökologischen Fußabdruck. Das Architekturbüro mit rund 30 Mitarbeitern verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung und rund 70–80 Prozent ihrer Projekte, die sie zeichnen, sind Holzbauten.

„Im Allgemeinen besteht unser Ansatz bei neuen Projekten darin, dass wir versuchen, die Kunden in Richtung eines Holzbaus zu lenken, wenn sie nicht bereits selbst den Wunsch äußern. Es gibt diesbezüglich immer noch Vorurteile, zum Beispiel in Bezug auf eine geringere Haltbarkeit von Holzbauten. Angesichts der vielen Vorteile, insbesondere im Hinblick auf einen geringeren CO2-Fußabdruck, versuchen wir jedoch immer, die Projekte in diese Richtung zu steuern.“

Das sagt Mark Krebs, Architekt MAA, zertifizierter Passivhausdesigner, zertifizierter Berater für nachhaltiges Bauen und Partner bei BJERG Arkitektur.

Eines der jüngsten Projekte des Architekturbüros ist Fjordudsigten in Ringkøbing, das vor Kurzem in einer Veröffentlichung des  BUILD-Instituts an der Universität Aalborg als Best-Practice-Beispiel hervorgehoben wurde, da Fjordudsigten in der Betriebsphase einen negativen Klimafußabdruck hat.

Über einen Zeitraum von 50 Jahren betrachtet hat das Projekt einen Gesamt-Fußabdruck – einschließlich Baumaterialien und technischer Installationen – von 3,1 kg CO2/m2/Jahr. Der Grenzwert in der Bauordnung liegt bei 12 kg CO2/m2/Jahr. 

 

Fjordudsigten, Öffentliche Wohnungen in Ringkøbing

Troldtekt Akustikdecken sind die naheliegende Entscheidung, um eine gute Akustik und ein gesundes Raumklima u. a. im Wohnungsbau sicherzustellen

Bewohner wollen Verantwortung übernehmen

An der gegenüberliegenden Küste Jütlands liegt ebenfalls ein prominentes Holzbauprojekt: Das gemeinschaftliche Wohnviertel Kløverbakken in Odder, das 2023 vom Verband „Træ i Byggeriet“ (Holz im Bauwesen) zum „Årets Bæredygtige Træbyggeri“ (Nachhaltiger Holzbau des Jahres) gekürt wurde. Seit der Gründung im Jahr 2018 kann das Architekturbüro Arken sowohl dieses Projekt als auch mehrere andere Holzbauprojekte in seinem Portfolio verzeichnen. Was alle ihre Projekte auszeichnet, ist eine Architektur aus gesunden Materialien mit geringem ökologischen Fußabdruck, die zudem die soziale Interaktion und Gemeinschaft fördert.

Das Architekturbüro Arken hat rund 20 Beschäftigte, darunter Mette Lind. Sie war als Architektin an Kløverbakken in Odder beteiligt.

„Bei einem Projekt ist es zwar der Bauherr, dessen Wort in der Regel das größte Gewicht hat, aber die Idee der Holzbauweise bringen wir grundsätzlich immer ein. Im Fall von Kløverbakken war es ein großer Wunsch der zukünftigen Bewohner, mit Holz zu bauen, um den Klimafußabdruck zu reduzieren und damit Verantwortung für die CO2-Emissionen zu übernehmen“, sagt Mette Lind. 

Das gemeinschaftlich ausgerichtete Wohnprojekt Kløverbakken hat als erstes Wohnprojekt die DGNB-Platin-Zertifizierung erhalten.

 

Das Siedlungsprojekt Bofællesskabet Kløverbakken in Odder

In Leichtbauweise kompakter bauen

Sowohl BJERG als auch Tegnestuen Arken sehen mehrere Vorteile damit, Holz als primäres oder teilweise genutztes Baumaterial zu wählen.  Und das während der gesamten Lebensdauer des Materials. In erster Linie ist Holz bekanntermaßen eine erneuerbare Ressource, die während ihres Wachstums in den Wäldern CO2 aus der Atmosphäre aufnimmt. Diese Lagerung wird beibehalten, wenn das Holz Teil eines Gebäudes wird; erst wenn das Holz am Ende seiner Lebensdauer verbrannt wird, kehrt das gespeicherte CO2 in die Atmosphäre zurück.

Laut den Zahlen von „Træ i Byggeriet“ (Holz im Bauwesen) bindet Europas gesamter Bestand an Holzprodukten rund 220 Millionen Tonnen CO2.

„Eine klare Stärke des Holzbaus ist, dass er sich bei einer Lebenszyklusanalyse gut macht“ sagt Mark Krebs.

Er weist darauf hin, dass die Auswahl von Holz transparenter und vergleichbarer geworden ist, sowohl dank der Zertifizierungen für Holz (FSC® und PEFC™) als auch mit Instrumenten wie LCA-Berechnungen und freiwilligen Gebäudezertifizierungen wie DGNB.

Neben der Speicherung von CO2 zeichnet sich Holz durch einen geringen Energieverbrauch bei der Herstellung der Konstruktionen aus.

„Die dünne Außenwandkonstruktion, die man mit Holz bauen kann, ist eine klare Stärke. Wenn man beispielsweise mit Ziegeln baut, erhält man ein schwereres Gebäude, einen größeren CO2-Fußabdruck und eine größere bebaute Fläche. Deshalb möchten wir gerne auf die Leichtbauweise übergehen, wie es  mit Holz möglich ist. Hier lassen sich schnell die Außenwände errichten, beispielsweise im Rahmen der Modulbauweise, und man steht nicht in Regen und Wind auf der Baustelle, sondern kann alles in einer Halle produzieren“, erklärt Mark Krebs von BJERG Arkitektur.

Mette Lind von Tegnestuen Arken berichtet, dass es im Fall von Kløverbakken nicht nur darum ging, mit Holz „leicht“ zu bauen, sondern auch darum, die gängigen Vorstellungen darüber herauszufordern, wie viel Platz eine typische Familie benötigt.

„Wir haben uns darauf konzentriert, den ökologischen Fußabdruck der Wohnungen zu verringern, und einer der Maßnahmen, die wir angewandt haben, war es, alle Wohneinheiten kleiner als bei klassischen Einfamilienhäusern üblich zu zeichnen. Denn mit einer optimalen Grundrissgestaltung kann man als Familie auf einer kleineren Fläche wohnen – und das senkt den Materialverbrauch spürbar. Die größte Wohneinheit in Kløverbakken ist 125 Quadratmeter groß und für eine Familie mit fünf Personen gedacht.“

Vorteile und Ästhetik sind am wichtigsten  

Beide Architekten sind der Meinung, dass Holz ganz klar die größten Vorteile bietet. Allerdings müsse man darauf achten, wie die Konstruktion konzipiert ist und welche Holzarten verwendet werden.

„Natürlich muss man darauf achten, die richtige Konstruktionsweise für Holzbauten zu wählen, z. B. muss sichergestellt werden, dass kein Wasser und keine Feuchtigkeit in die Konstruktion gelangen. Das muss man immer. Aber bei Holzbauten wird von Anfang an mehr Aufmerksamkeit darauf gerichtet“, sagt Mark Krebs.

„Wir hören manchmal, dass Holzgebäude einen hohen Wartungsbedarf haben. Das kann auch so sein, wenn man bei der Holzauswahl nicht sorgfältig vorgeht. Beispielsweise haben wir in Kløverbakken wärmebehandeltes Holz verwendet, was bedeutet, dass außer einer gelegentlichen Reinigung keine Wartung erforderlich ist. Im Laufe der Zeit ergraut das Holz auf natürliche Weise und bekommt eine Patina, ist aber dennoch stark und widerstandsfähig. Die Wärmebehandlung ist eine chemikalienfreie Behandlung, und das ist einer der Gründe, warum das Projekt das Nordische Umweltzeichen mit dem Schwan trägt“, sagt Mette Lind.

Beide Architekten sind sich auch über die ästhetischen Vorteile einig, die mit dem Bauen von Gebäuden aus Holz einhergehen.

„Holz ist ein schönes und natürliches Material für den Einsatz in der Architektur. Es schafft eine besondere Stimmung und entwickelt eine wunderschöne Patina“, sagt Mette Lind von Tegnestuen Arken.

„Diese Ansicht ist natürlich sehr subjektiv, aber wir bei BJERG finden die Holzbauweise schön. Sie ist ehrlicher – auch im Innenbereich, wo beispielsweise CLT-Wände und Leimholzsäulen einen natürlichen Ausdruck erzeugen. Holz ist ein angenehm duftendes und atmungsaktives Material, das zugleich zu einem gesünderen Innenraumklima beiträgt“, so Mark Krebs von BJERG Arkitektur.

FAKTEN: Fjordudsigten in Ringkøbing

  • Das Projekt in Ringkøbing umfasst insgesamt 80 Wohnungen im Sinne des gemeinschaftlichen Wohnens, die nach dem Passivhaus-Plus-Standard entworfen wurden. Das ist auch der Grund dafür, weshalb Fjordudsigten in der BUILD-Publikation der Universität Aalborg als erstklassiges Beispiel unter den vorgestellten Projekten, bei denen Holz zum Einsatz kam, hervorgehoben wurde.

  • Fjordudsigten ist ein Musterbeispiel für ein Holzgebäude in Leichtbauweise, das im Betrieb einen negativen Klimafußabdruck hat, da die Wohneinheiten mehr Energie produzieren als sie verbrauchen. Sie sind gut isoliert, damit sie die Wärme der Sonne speichern können, und haben eine kleinere Lüftungsanlage sowie Solarzellen auf dem Dach.

  • Fjordudsigten, das sich im Eigentum des Wohnungsbauvereins Ringkøbing-Skjern befindet, liegt im neuen Stadtviertel „Naturbydel Ringkøbing K“.

Die Wohnungen haben unter den fertig gebauten Wohngebäuden, die in der BUILD-Publikation vorgestellt werden, den niedrigsten CO2-Fußabdruck. Der Fußabdruck liegt bei nur 3,1 kg CO2/m2/Jahr, was weit unter dem Grenzwert der Bauordnung von 12 kg CO2/m2/Jahr liegt. 

Sehen Sie sich die Bilder an und erfahren Sie mehr über Fjordudsigten in Ringkøbing

FAKTEN: Kløverbakken Odder

  • Kløverbakken in Odder ist ein Projekt für gemeinschaftsorientiertes Wohnen mit 58 Wohnungen verteilt auf sechs verschiedene Wohnhaustypen und einem Gemeinschaftshaus, und das alles auf einer Fläche von knapp 7.000 Quadratmetern. Das Architekturbüro Arken hat das gemeinschaftlich ausgerichtete Wohnungsbauprojekt ausgehend von der Idee einer Dorfgemeinschaft mit Fokus auf der sozialen Komponente gestaltet.

  • Dabei hat das Architekturbüro Arken unter Beteiligung der Bewohner, die jetzt in den Wohnungen wohnen, gearbeitet und ihren Träumen und Hoffnungen im Zusammenhang mit der Entstehung von Kløverbakken Gehör geschenkt.

  • Die Häuser sind aus FSC-zertifiziertem Holz gebaut und haben Holzfassaden sowie unter anderem Sedumdächer und Bereiche mit Wildpflanzenbewuchs, um die Identität des Wohngebiets als Ort, der Umwelt und Biodiversität berücksichtigt, visuell sichtbar zu machen.

  • Das Gebäude ist sowohl nach DGNB Platin zertifiziert als auch mit dem Nordischen Umweltzeichen ausgezeichnet.

Sehen Sie sich die Bilder an und erfahren Sie mehr über Kløverbakken in Odder