Dunkelheit und Ruhe halten Einzug

Schwarz und andere dunkle Farben erobern unseren Einrichtungsstil. Sah man sie früher nur in kleineren Details wie Kissen, Decken, Schalen oder Vasen, setzen sich mittlerweile auch dunkle Fußböden und schwarz gestrichene Decken durch.

Und die Wirkung sollte man nicht unterschätzen. Denn die dunklen Farbtöne schaffen eine ganz besondere Stimmung – in Hotels und Restaurants ebenso wie in Wohnräumen.

Noch vor wenigen Jahren waren in den Lifestyle-Magazinen und sozialen Medien Nordeuropas massenweise kreideweiße Wände und helle Möbel im skandinavischen Stil zu sehen. Seither haben auch schwerere Materialien wie Velours und Messing Einzug gehalten, und in der Innenarchitektur treffen wir jetzt auf dunklere Farben. Dafür gibt es einen guten Grund, meint die dänische Trendforscherin Rikke Skytte. Skytte ist selbstständige Raumdesignerin und hält Vorträge, unter anderem als Beraterin für pej gruppen – scandinavian trend institute.

„Während der Finanzkrise und in der Zeit danach haben wir uns hell, leicht und nordisch eingerichtet, gerne mit natürlichen Materialien wie Holz, Leder und Papier. Nachdem die Krise langsam vorbei war, hatten wir wieder den Mut, uns Anregungen in wärmeren Gefilden zu suchen. Seitdem haben wir dunklere, gebrannte Farben hereingelassen, wie zum Beispiel Schwarz, tiefes Rotbraun und Steingrau“, erklärt Skytte.

Im Kleinen fängt es an

„Klein aber fein“ lautet seit vielen Jahren das Mantra, wenn neue Tendenzen sich in der skandinavischen Architektur etablieren wollen. Deshalb waren es vor allem kleinere Einrichtungsdetails wie Kissen, Decken, Vasen oder Schalen, in denen sich ein erster Trend zum Dunklen zeigte. Doch mit der Zeit haben Schwarz und andere dunkle Farben an Territorium hinzugewonnen.

„Heute gehört es zu den größten Trends in Wohnräumen, wenigstens eine Wand in einer dunklen Farbe zu gestalten. Zugleich beobachten wir eine steigende Tendenz hin zu großen, dunklen Einrichtungselementen, wie beispielweise schwarze oder dunkelgraue Küchen und schwarze oder tiefgrüne Zimmerdecken und Fußböden. Sie erzeugen eine besonders gemütliche, intime Stimmung“, berichtet Rikke Skytte.

Zur Ruhe fallen

Dunkle Farben sind jedoch nicht nur in privaten Wohnräumen gefragt. Die Tendenz zeigt sich vielmehr auch im Gastgewerbe, und dafür gibt es einen besonderen Grund:

„Schwarz und dunkle Farbtöne generell schaffen nicht nur Raum für Ruhe und Kontemplation. Wenn wir einen Raum mit dunkler Ausstattung betreten, dämpfen wir automatisch unsere Stimmen. Genau das macht sich das Gaststättengewerbe zunutze, denn in vielen Restaurants kämpft man mit Lärm- und Akustikproblemen“, sagt Rikke Skytte.

„Auch die Hotels springen mittlerweile auf den Zug auf – eines der besten Beispiele ist das Hotel At Six in Stockholm. Dort empfindet man ganz deutlich, wie die dunklen Räume und schweren Materialien wie Marmor und Messing eine ganz besondere Atmosphäre von Nähe und Intimität entstehen lassen.

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Keine Eintagsfliege

Wenn man Rikke Skytte um einen Blick in die Zukunft bittet, ist die Aussage klar: Die dunklen Materialien werden bleiben.

„Wenn wir uns dunkle Sitzmöbel, Zimmerdecken und Küchen anschaffen – also Elemente, die selten erneuert werden –, ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass die Tendenz sich festgebissen hat“, meint Skytte.

„In größeren Gebäuden gibt es mehrere Methoden dafür, die Architektur mit dunklen Farben anzureichern. Dort kann man mit den Materialien arbeiten und beispielsweise eine schwarze Raumdecke oder einen dunklen Estrichboden mit Farbstruktur einbringen und diese Elemente durch Steinmaterial und Ton-in-Ton-Farben ergänzen. Eine andere Möglichkeit ist das Spiel mit einer dunklen Formensprache, zum Beispiel Türbögen und Säulen. „Unabhängig von der Wahl der Technik sollte man daran denken, dass dunkle Materialien in großen Räumen am besten wirken.“

Rikke Skytte,
Trendforscherin und selbstständige Raumdesignerin. Hält Vorträge, unter anderem als Beraterin für pej gruppen – scandinavian trend institute.