16 Trends für das Schwimmbad der Zukunft

Die Internationale Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen (IAKS) mit Sitz in Köln hat einige Zukunftstrends für den Bau von Frei- und Hallenbädern in einem Whitepaper zusammengetragen.

Diese Trends berühren ganz unterschiedliche Bereiche, die auch für die Architektur von Bedeutung sind – von der Finanzierung über die Digitalisierung bis zum Nutzungsverhalten.

Schwimmen und Aktivitäten im Wasser sind bei allen Altersgruppen beliebt, unabhängig vom sportlichen Niveau. Zugleich bieten Schwimmbäder Erholung und gemeinsamen Spaß für die ganze Familie. Die verschiedenen Nutzungsszenarien stellen Anforderungen an Form und Funktion, wenn Bauherren, Planer und Bauunternehmen gemeinsam ein perfektes Bäderdesign entwickeln wollen.

In einem Whitepaper stellte die Internationale Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen (IAKS) Ende 2019 wichtige Zukunftstrends für öffentliche Schwimmbäder vor. Diese 16 Trends sollte man im Hinterkopf bewahren – schon in der Entwurfsphase.

Dieser Artikel zeigt einige Trends auf; das vollständige Whitepaper mit detaillierten Beschreibungen finden Sie hier

Pandemie ändert nichts am Design

Wenige Monate nach Veröffentlichung des Whitepapers setzte die weltweite Verbreitung des Coronavirus ein. Für die Gestaltung von Frei- und Hallenbädern ist die Pandemie jedoch kaum von Bedeutung, meint Dr. Stefan Kannewischer, Präsident der IAKS.

„Öffentliche Bäder scheinen allgemein ziemlich sichere Einrichtungen zu sein, was dem hohen technischen Standard geschuldet ist. Die Desinfektion durch die Wasseraufbereitungsanlage reicht normalerweise aus, um Viren und Bakterien abzutöten. Der Betrieb während Covid-19 hat gezeigt, wie wichtig Hochleistungs-Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sind. Und die sind bereits heute in den meisten Bädern vorhanden“, erklärt Kannewischer.

„Die Eingangshallen und hochfrequentierten Bereiche werden künftig vielleicht etwas großzügiger ausgelegt, aber insgesamt erwarten die Bäderexperten derzeit keine bedeutenden Veränderungen im Schwimmbaddesign der Zukunft.

Lesen Sie das ganze Interview mit Dr. Stefan Kannewischer hier

Die 16 Zukunftstrends

  • Schwimmen gewinnt wieder an Bedeutung
    Dank verschwimmender Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben werden flexibel ausübbare Individualsportarten wie Schwimmen, Laufen und Radfahren immer beliebter. Das erfordert, dass öffentliche Bäder besser zugänglich und die Öffnungszeiten verlängert werden müssen.
  • Gesunde Lebensführung – ein Leben lang
    Wassersport und Schwimmen passen perfekt zum Trend einer gesünderen Lebensweise quer durch die Generationen. Immer mehr Bürger wünschen sich Schwimmbecken für Aquafitness. Und weil viele Kinder das Schwimmen nicht mehr von ihren Eltern lernen, werden Lehrbecken benötigt, die im Optimalfall mit Hubböden ausgestattet sind, um die Wassertiefe zu verändern.
  • Wellness ist gefragt
    Die Verbindung von Sport und Entspannung wird immer wichtiger. Klassische Schwimmbäder sollten um Wellness­-Angebote ergänzt werden, darunter Warmwasser­- und Spa­-Becken, Saunen, Dampfbäder, Behandlungsbereiche und Ruhezonen.
  • Spaß für Kinder und Familien
    Familien mit Kindern sind eine zentrale Zielgruppe für Schwimmbäder. Um dem Bedarf gerecht zu werden, müssen Schwimmbäder attraktiver werden mit spielerischen Angeboten, die die Kinder mit dem Wasser vertraut machen.
  • Inklusion für alle
    Barrierefreiheit bedeutet nicht nur Rücksicht auf Nutzer mit körperlichen Behinderungen. Der demografische Wandel und die wachsende ethnisch-kulturelle Vielfalt stellen neue Anforderungen an öffentliche Bäder. Aspekte wie Treppen, Umkleiden, Be­leuchtung oder Beschilderung sind hier von Bedeutung. Die Einbindung aller Anspruchsgruppen bereits in der Planungsphase ist wichtig.
  • Sozialer Treffpunkt
    Freizeitanlagen sind soziale Treffpunkte für die Menschen vor Ort. Deshalb ist es ist wichtig, auch Heranwachsende in die öffentlichen Bäder zu holen. Um die benötigte Multifunktionalität herauszubilden, sollten verschiedene Nutzergruppen berücksichtigt werden.
  • Nachhaltigkeit und Gesundheit
    Auch beim Bau von öffentlichen Bädern spielen Nachhaltigkeit und CO2-Bilanz eine große Rolle. Wichtige Strategien sind Wasser­sparen, Wärmerückgewinnung, Solar­energie und Abfallvermeidung. Das zunehmende Gesundheitsbewusstsein erfordert höhere technische Standards, u. a. hinsichtlich der Wasser- und Luftqualität
  • Sicherheit im Bad
    Potenziell antisoziales Verhalten erfordert Maßnahmen wie Videoüberwachung über und unter Wasser und mehr Sicherheitspersonal in den Bädern.
  • Finanzierungswettbewerb
    Knappe öffentliche Haushalte erfordern Prioritäten. Im Wettbewerb um öffentliche Zuschüsse müssen die Entwickler von Schwimmbädern den „gesamtgesellschaftlichen Wert“ ihrer Projekte nachweisen. Neue Finanzierungsmodelle können Partnerschaften mit gemeinnützi­gen oder privatwirtschaftlichen Unternehmen einbeziehen.
  • Ausgeglichene Wirtschaftlichkeit
    Der Betrieb eines öffentlichen Bades muss langfristig gesichert sein. Dafür können Schwimmbäder beispielsweise mit Sporthallen, Frei­zeitelementen oder Fitnessstudios oder – wie in England schon geschehen – einer Bibliothek kombiniert werden. Durch den gemeinschaftlichen Betrieb mehrerer Anlagen unter einem regionalen Dach lassen sich Synergien nutzen.
  • Private Akteure setzen auf Gewinne
    Für die Gemeinden ist ein wirtschaftlicher Bäderbetrieb leichter gesagt als getan. Die rentabelsten Einrichtungen wie Fitnessstudios oder Wellnessbäder werden häufig durch private Akteure besetzt, die schwierigeren Geschäftsmodelle bleiben den Kommunalverwaltungen vorbehalten. Für sie ist es wichtig, sozialen Aspekten mehr Bedeutung einzuräumen als wirtschaftlichen Gewinnen.
  • Digitaler Wandel – auch im Schwimmbad
    Die Allgegenwart digitaler Technologien ist auch für die Architektur von Schwimmbädern von Bedeutung. Anwendungsbeispiele sind die Messung sportlicher Leistungen im Wasser, Wasserrutschen mit Virtual Reality und bargeldlose Zahlungen. Für das eigentliche Bauen und die technische Gebäudeausstattung gewinnt das Building Information Modelling (BIM) an Bedeutung.
  • Wachsende Ansprüche der Nutzer
    Weltweit reisen die Menschen mehr und erleben vieles online. Dadurch steigen die Erwartungen an das Nutzererlebnis – auch beim Schwimmbadbesuch. Deshalb ist es wichtig, am Puls der Zeit zu agieren, damit neue Bäder internationale Standards erfüllen.
  • Knapper öffentlicher Raum
    In vielen Städten herrscht Platzmangel. Öffentliche Einrichtungen sollten deshalb gleich mehrere Funktionen erfüllen. Ein öffentliches Bad kann beispielsweise im Sommer als Freibad und im Winter als Parklandschaft mit Schlittschuhbahn betrieben werden.
  • Kampf um Talente
    Besonders in Zeiten guter Wirtschaftskonjunktur kann es schwer sein, für Bäder und Sportstätten genügend qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Interne Fortbildungen bilden sich als Weg an, um neues Personal zu gewinnen, zu qualifizieren und im Betrieb zu halten. In einigen Bereichen können Stellen möglicherweise durch Technologie ersetzt werden.
  • Gutes Design im Mittelpunkt
    Wie die vorstehenden Zukunftstrends zeigen, sind Planung, Bau und Betrieb erfolgreicher Schwimmbäder eine komplexe Aufgabe. Gutes Design ist ein zentraler Baustein, um ein besseres Nutzererlebnis zu gewährleisten, das eine langfristige Kundenbindung und hohe Teilhabe bewirkt, heißt es abschließend im Whitepaper von IAKS.

Über die IAKS

  • Die Internationale Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen (IAKS) wurde 1965 gegründet, um den Bau hochwertiger, funktionaler und nachhaltiger Sportstätten weltweit zu fördern.
  • Die IAKS ist die einzige Non-Profit-Organisation, die sich weltweit in dieser Form mit den Themen des Sportstättenbaus befasst.
  • Die IAKS identifiziert und fördert neue Trends für einen aktiven Lebensstil und ermöglicht den Austausch von Wissen und Ideen zwischen Planern und Architekten, Bauherren, Betreibern, Vereinen und Verbänden, Ingenieuren, kommunalen Trägern und Sportwissenschaftlern.
  • Mehr dazu unter https://iaks.sport