Neue Rechtspsychiatrie: Privatsphäre, Aussicht und Sicherheit im Mittelpunkt

Für die Patienten der neuen Rechtspsychiatrie Sct. Hans nahe der dänischen Stadt Roskilde wird die Welt sich verändern

Während die bisherige geschlossene Abteilung deutliche Züge eines Gefängnisses trug, wurden die hohen Mauern jetzt durch einen freien Ausblick auf Gärten und Grünflächen ersetzt, was die Behandlung der Insassen unterstützen soll.

Die hohe Sicherheit bleibt dabei gewährleistet.

Die Rechtspsychiatrie Sct. Hans ist eine Mischung aus Gefängnis und psychiatrischer Klink. Hierher kommen Patienten in Sicherheitsverwahrung, die wegen personengefährdender Kriminalität verurteilt wurden und aufgrund von psychischen Erkrankungen oder schweren Psychosen weiterhin als Gefahr für die Öffentlichkeit gelten. Die Sicherheit hatte daher höchste Priorität, als KHR Architecture 2012 als Generalplaner in Gemeinschaft mit Rubow Arkitekter, Opland Landskabsarkitekter und den Ingenieurgesellschaften Oluf Jørgensen und Spangenberg & Madsen als Berater die Verantwortung für den Neubau der Rechtspsychiatrie Sct. Hans bei Roskilde übernahm.

„Die Sicherheit stand naturgemäß im Mittelpunkt, sowohl die der Patienten als auch die des Personals. Die Bettenstationen lassen sich verschließen, und das Personal kann sich sicher bewegen und Hilfe herbeirufen. Daneben liegt der Fokus aber auch auf der Schaffung eines Ortes, an dem die Patienten behandelt und hoffentlich auch geheilt werden“, berichtet Architekt Henrik Richter Danielsen (Foto), Technischer Leiter und Partner bei KHR Architecture.

Versetzte Geschosse ermöglichen Aussicht

Die neue Rechtspsychiatrie Sct. Hans wird 2021 fertiggestellt und besteht aus vier baulich getrennten Bettenstationen. Jede Bettenstation umfasst etwa 32 Patientenzimmer, und zu jedem Baukörper gehören drei begrünte Innenhöfe. Zwei der Innenhöfe sind für die Patienten, die sich dort bewegen und entspannen können, der dritte ist dem Personal vorbehalten. Henrik Richter Danielsen erzählt, dass das hügelige Gelände, auf dem Sct. Hans liegt, in die Bauplanung einbezogen wurde.

„Das Grundstück ist sehr hügelig. Der Höhenunterschied zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Punkt beträgt zwölf Meter. Wir haben die Hanglage ausgenutzt und die Obergeschosse der Bettenstationen so zum Erdgeschoss verschoben, dass alle Patientenzimmer eine Aussicht haben.“ Die alte Rechtspsychiatrie bestand aus einem Gebäude, das von einer vier Meter hohen Mauer umgeben war, auf die die Patienten durch ihre Fenster blickten, berichtet Danielsen.

„Zum Kern der heilenden Architektur gehört es ja gerade, den Patienten das Gefühl zu geben, dass sie nicht von der Umwelt abgeschnitten sind. Deshalb hat jedes Patientenzimmer ein großes Fenster mit einer Nische zum Sitzen, von der aus die Patienten auf das Gelände blicken können. Sie können aber auch die Schotten dicht machen, wenn sie mehr Privatsphäre wünschen“, so Danielsen.

Eichenholz und gute Akustik in den Bettenstationen

Henrik Richter Danielsen berichtet, dass das Hauptaugenmerk bei der Ausstattung der Patientenzimmer darauf lag, eine wohnliche Atmosphäre zu schaffen, eine leichte Reinigung zu ermöglichen und die größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten:

„Die Oberflächen in den Zimmern bestehen aus weißen Wänden mit eingebauten Schränken und Regalen, die mit Eichenfurnierholz überzogen sind. Das verleiht den Zimmern Wärme. Das Eichenfurnier findet sich auch an der Zimmertür und der Tür zum Bad wieder“, erklärt Danielsen.
In den Fluren, die die Patientenzimmer miteinander verbinden, sind die Böden mit einem Gummibelag und die Decken mit Troldtekt-Akustikplatten ausgestattet, um eine gute Raumakustik zu gewährleisten.

Zu den Gemeinschaftsräumen gehört auch eine Küche, in der die Patienten gemeinsam mit dem Personal und anderen Patienten kochen können.

Mauerwerk im richtigen gelben Ton

Auch von außen signalisieren die Bettenstationen einen wohnlichen Charakter:

„Wir haben gelbliche Mauerziegel mit leichten Brandeinschlüssen gewählt, die an klassische dänische Wohnhäuser erinnern, auch wenn die Fassadenhöhe 4,50 Meter beträgt, damit die Patienten nicht hinüberklettern können“, erklärt Henrik Richter Danielsen. Es floss viel Mühe in die Findung des richtigen gelben Farbtons für das Mauerwerk der neuen Rechtspsychiatrie. Die Maurerkolonne war anderthalb Jahre lang damit beschäftigt, 600.000 Ziegelsteine zu verbauen.

Neben den Außenfassaden mit Mauerziegeln und großen Fensterpartien bestehen die hofseitigen Fassaden aus Faserbetonplatten mit Strukturprägung.

Außer den vier Bettenstationen umfasst die neue Rechtspsychiatrie auch ein Portalgebäude, in dem Konferenzräume und Besucherwohnungen für Angehörige untergebracht sind, die Patienten besuchen dürfen. Die Bettenstationen reihen sich um einen für Aktivitäten geeigneten Garten, der an einem Hang mit acht Metern Höhenunterschied liegt. Der Garten kann als Trainingsbahn zum Laufen oder gehen genutzt werden, enthält aber auch Aufenthaltsbereiche mit Skulpturen und Kunst.

Nicht alle Patienten dürfen diesen Garten betreten – das hängt davon ab, wie gesund oder gefährlich sie sind.

FAKTEN: Die neue Rechtspsychiatrie Sct. Hans

  • Das Projekt besteht aus vier baulich getrennten Bettenstationen, Gemeinschaftsflächen für Aktivitäten im Freien und im Innenbereich sowie einem Portalgebäude mit Personal- und Besuchereinrichtungen.
  • Die separaten Gebäude der Bettenstationen enthalten je drei Innenhöfe.
  • In der neuen Rechtspsychiatrie können 126 Patienten untergebracht werden.
  • Die Einrichtung umfasst 21.700 m² Fläche.