Schulen in Deutschland setzen auf Erneuerung

Eine moderne Schule muss Platz für ganz unterschiedliche Aktivitäten bieten – sowohl im Unterricht als auch darüber hinaus.

Das meint Julian Weyer, Partner bei C.F. Møller, einem der führenden Architekturbüros in Dänemark.

 

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Julian Weyer, Partner bei C.F. Møller
A.P. Møller-Schule in Schleswig copyright© Julian Weyer

Ende Februar 2017 ist Julian Weyer Gastredner auf der SCHULBAU Messe für Bildungsbau in Hamburg, wo er einen Vortrag über die Integration von Lernräumen in Schulen halten wird.

Die architektonischen Rahmen für das Lernen in dänischen Schulen befinden sich schon seit längerer Zeit im Aufbruch. Feste Klassenzimmer in standardisierten Größen werden immer häufiger durch flexible Flächen abgelöst, die verschiedene Formen der pädagogischen Arbeit und des Unterrichts ermöglichen. Diese Entwicklung finden wir nun auch in Deutschland, berichtet Architekt Julian Weyer, der selbst in Berlin geboren wurde und seit 1975 in Dänemark lebt.

Hier ist er heute Partner des dänischen Architekturbüros C.F. Møller, das eine ganze Reihe markanter Schulbauten realisiert hat, darunter die preisgekrönte A. P. Møller-Schule in Schleswig, die eine Art Hybrid zwischen deutscher und dänischer Schultradition darstellt. Ende Februar berichtet Weyer auf der SCHULBAU Messe in Hamburg über seine Erfahrungen und gibt konkrete Anregungen für die Ausgestaltung moderner Lernräume.

 

Die Henne und das Ei

Einer der grundlegenden Gedanken Weyers ist der, dass ein Bildungsbau die pädagogischen und didaktischen Methoden, die dem Unterricht zugrunde liegen, sowohl abbilden als auch fördern muss. Umgekehrt kann ein neuer baulicher und gestalterischer Rahmen dabei helfen, den Weg hin zu neuen Lehr- und Lernformen zu ebnen. Die Frage, ob es die Architektur oder die Unterrichtsmethodik sei, die die Entwicklung im Schulbau vorantreiben kann und soll, mag daher ein wenig wie eine Henne-und-Ei-Diskussion anmuten.

„Die Entwicklung zwischen Didaktik und Architektur erfolgt in einer Wechselwirkung. Wie beim Paarlauf müssen sich diese beiden Faktoren gemeinsam fortbewegen und den Lehrenden die Möglichkeit geben, ihre Methoden an das neue Gebäude anzupassen und zugleich dessen Gestaltung zu beeinflussen. Dies lässt sich durch eine frühzeitige Einbeziehung der späteren Nutzer erzielen“, sagt Julian Weyer.

 

Unterschiedliche Aktivitäten

Essenziell für den modernen Schulbau ist das Prinzip, dass eine Schule gleichzeitig vielen unterschiedlichen Aktivitäten Platz bieten muss, von körperlicher Betätigung über den Frontalunterricht bis hin zur Gruppenarbeit.

„Die Unterrichtsformen nehmen zunehmend verschiedenartige Gestalt an. Das erfordert flexible Rahmenbedingungen, in die auch Gemeinschaftsflächen und Pausenbereiche einbezogen werden können. Außerdem haben die verschiedenen Altersstufen sehr unterschiedliche Bedürfnisse, die die Architektur berücksichtigen muss. Auch die Ausstattung einzelner Unterrichtsräume mit mehreren Zonen für unterschiedliche Nutzungen kann angebracht sein“, berichtet Weyer.

 

Gutes Innenraumklima ist entscheidend

Offenheit und Transparenz zählen zu den charakteristischen Eigenschaften von Schulbauten in Dänemark. Sie stellen hohe Anforderungen an Licht, Akustik und Lüftung.

„Verschiedene Studien haben gezeigt, dass ein gutes Innenraumklima entscheidend für die Qualität des Unterrichts ist. Lärm und schlechte Luft verringern das Lernvermögen der Schüler deutlich. Die Akustik ist dann besonders wichtig, wenn im Raum gleichzeitig verschiedene Unterrichtsformen zur Anwendung kommen“, weiß Julian Weyer.

 

Die Schule als gesellschaftliche Ressource

Die Möglichkeit, verschiedene Aktivitäten zu fördern, ist nicht nur auf den eigentlichen Unterricht beschränkt. Es wird immer üblicher, die Schule als gesellschaftliche Ressource zu betrachten, die außerhalb der Schulzeit auch von Vereinen und Sportclubs genutzt wird.

„Mit der richtigen Planung kann die Schule, insbesondere die Flächen im Freien, für die Nutzung durch die Bürger vor Ort geöffnet werden. Auch da ist eine frühe Einbeziehung der Nutzer wichtig. Deutschland befindet sich gerade an der Schwelle zur aktiveren Nutzung von Schulbauten, was sich unter anderem am Wegfall der Einzäunung von Schulhöfen zeigt. In Dänemark gibt es da schon ganz viele konkrete Beispiele, die Anregungen geben können“, mein Julian Weyer.

FAKTEN: Über C.F. Møller

  • C.F. Møller ist eines der führenden Architekturbüros in Skandinavien. Das Unternehmen blickt auf 90 Jahre preisgekrönte Projekte in den nordischen Ländern und anderen Teilen der Welt zurück.  Es wurde 1924 gegründet und beschäftigt heute ca. 350 Mitarbeiter.
  • C.F. Møller hat seine Hauptniederlassung in Aarhus und unterhält Büros in Kopenhagen, Aalborg, Oslo, Stockholm und London.
  • Bildungsbauten zählen zu den zentralen Tätigkeitsbereichen von C.F. Møller.  Im Portfolio des Architekturbüros finden sich Tagesstätten, Schulen, Hochschulen und Universitäten in Dänemark, Norwegen, Schweden, Deutschland und Großbritannien.