Das Büro der Zukunft muss seine Gestalt ändern können

Das Architektenbüro Arkitekterna Krook & Tjäder steht hinter Slakthuset, einem neuen Bürogebäude in Göteborg. Hier wurden sowohl die Geschichte des Ortes als auch ein flexibles Design berücksichtigt.

Lesen Sie mehr über die Überlegungen der Architekten und ihre Interpretation der derzeitigen Bürotrends und der Trends der kommenden Jahre.

Am nachhaltigsten und wirtschaftlich sinnvollsten ist es, Bürogebäude zu entwerfen, die nicht komplett renoviert werden müssen, wenn ein neuer Mieter einzieht. Es stellt hohe Anforderungen an die Flexibilität von Gebäuden – und damit auch an Architekten und Bauherren –, wenn die langfristigen Möglichkeiten von Anfang an miteinbezogen werden sollen.

Das meint Lisa Karlsson, Architektin und Leiterin des Architektenbüros Arkitekterna Krook & Tjäder, einem der größten Architekturbüros in Schweden mit 300 Mitarbeitern, die sich auf Niederlassungen in Göteborg, Malmö, Stockholm, Halmstad, Borås, Uppsala, Östersund und Kristianstad sowie Oslo/Norwegen verteilen.

Krook & Tjäder zeichnet verantwortlich für den neuen Hauptsitz des Immobilienunternehmens Klövern, einem komplett renovierten historischen Gebäude, das zentral in Göteborgs historischem Viertel Slakthus liegt. In dem ehemaligen Schlachthaus wurden das ehemalige Kühllager zu attraktiven Büroräumen umgewandelt, die sich auf zwei Etagen erstrecken. Die gesamte Renovierung wurde mit Respekt vor dem industriellen Ausdruck des Gebäudes vollzogen.

Klövern war unter den drei Finalisten, die um den Titel „Sveriges Snyggaste Kontor 2020“ (Das schönste Bürogebäude Schwedens 2020) konkurrierten.

Flexibilität ist ein Muss

Laut Lisa Karlsson ist der allgemeine Trend bei Bürogebäuden ein größerer Bedarf an flexiblen Rahmenbedingungen.

„Die Entwicklungen auf dem Markt sind schwieriger vorauszusehen, und heute fällt es vielen Unternehmern schwer, vorherzusagen, wie viele Mitarbeiter sie in fünf oder zehn Jahren beschäftigen werden. Wir beobachten daher kürzere Arbeitsverträge mit mehr Flexibilität, bei denen die Kapazität im Büro erhöht und reduziert werden kann. Und eine schnelle Anpassung der Räumlichkeiten stellt gewisse Anforderungen an die Gestaltung der Büros“, erklärt sie und ergänzt:

„Es ist weder wirtschaftlich sinnvoll noch nachhaltig, Büroflächen mit kurzen Lebenszyklen zu bauen. Stattdessen müssen wir flexible Büroräume schaffen, die im Laufe der Zeit Bestand haben – sowohl in Bezug auf den Grundriss als auch den Ausdruck. Hier müssen wir uns als Architekten, Bauherren, Mieter und andere, die an den Projekten beteiligt sind, gegenseitig helfen, um die richtigen Lösungen zu finden.“

Wo kann ich meinen Hund haben?

Ein weiterer Trend, der laut Lisa Karlsson ebenfalls mit der Flexibilität von Gebäuden zusammenhängt, ist außerdem eine größere Nachfrage nach Service und „dem besonderen Erlebnis“, wenn man ins Büro kommt. Mit vermehrter Arbeit im Homeoffice reicht es nach der Corona-Pandemie nicht mehr aus, nur für einen Schreibtisch im Büro zu erscheinen – es muss mehr Wert geschaffen werden. 

„Das ist ein Trend, den wir bereits beobachtet hatten, der sich aber mit der Pandemie weiter verstärkt hat. Es besteht eine Nachfrage nach Service, der nicht nur den Alltag erleichtert, sondern auch das gewisse Extra bietet, wenn man als Mitarbeiter persönlich im Büro erscheint, anstatt von zu Hause aus zu arbeiten. Hierbei kann es sich um alles Mögliche handeln, von der Lieferung des Mittagessens bis hin zu einer Tagesbetreuung für Hunde. Die Möglichkeiten hängen wiederum von der Flexibilität des Bürogebäudes ab, sich an spezielle Wünsche anzupassen.“

Balance zwischen Neu und Alt

Bei dem 850 Quadratmeter großen Hauptsitz von Klövern in Göteborg ging es genau darum: ein flexibles Design zu schaffen. Gleichzeitig hatte der Altbau viele originale Elemente, die für die Nachwelt erhalten werden sollten. Für Krook & Tjäder bestand die Aufgabe daher darin, die ursprüngliche Architektur zu bewahren und gleichzeitig ein kreatives Umfeld zu schaffen.

Gleich am Eingang trifft man auf das Herz des Büros – eine breite Treppe, die so gestaltet ist, dass man dort sitzen, etwas essen und Meetings und Konferenzen abhalten kann. Der Rest der Büroflächen ist in verschiedene Zonen aufgeteilt, und es gibt kleinere, abgeteilte Räume zum Telefonieren sowie einige Konferenzräume.

Als Gegengewicht zu den Elementen aus der Industriezeit des Gebäudes wurden Materialien verwendet, die für eine exklusive Atmosphäre sorgen. Unter anderem gibt es Flächen, die mit Holzvertäfelungen verkleidet wurden sowie eine graue Akustikdecke von Troldtekt. Die Akustikplatten spielen vom Design her perfekt mit den industriellen Elementen zusammen und sorgen für eine angenehme Klangumgebung in den Büroräumen.

„Variation, Nachhaltigkeit und Flexibilität ziehen sich wie ein roter Faden durch das gesamte Projekt. Wir haben das umliegende Viertel als Inspirationsquelle genutzt und lassen die Räumlichkeiten mit dem rohen Look, der durch weiche Materialien die richtige Balance erhält, ihre ursprüngliche Geschichte erzählen. Auf diese Weise entstehen attraktive und nachhaltige Arbeitsumgebungen für Klövern, für den Einzelnen und für die Gemeinschaft“, ergänzt Lorena Zabala, Architektin bei Arkitekterna Krook &Tjäder.

Fakten zu Arkitekterna Krook & Tjäder

  • Die Firma wurde 1988 in Göteborg gegründet und hat heute Niederlassungen in Göteborg, Malmö, Stockholm, Halmstad, Borås, Uppsala, Östersund und Kristianstad sowie in Oslo/Norwegen.
  • Tätig in den Bereichen Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung, Innenarchitektur und Produktdesign.
  • Beschäftigt 300 Mitarbeiter.

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Lisa Karlsson, architekt und verantwortlich für Office at Arkitekterna Krook &
Tjäde

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Lorena Zabala, architekt bei Arkitekterna Krook & Tjäder.