Transformation des KB32: Vom hässlichsten Gebäude der Stadt zu preisgekrönter Architektur

Statt sie abzureißen und neu zu bauen, werden Kopenhagener Gebäude immer häufiger umgebaut, um aktuell und zukünftig viele Jahre lang zu funktionieren. Ein Beispiel ist das KB32 an Kalvebod Brygge, für das Vilhelm Lauritzen Arkitekter verantwortlich zeichnen. Lesen Sie das Interview mit dem Architekturbüro über ihre Herangehensweise bei der Transformation von Gebäuden.

Das ehemalige Güterbahnhofhotel der dänischen Bahngesellschaft DSB, KB32, an Kalvebod Brygge in Kopenhagen war früher bekannt als das hässlichste Gebäude der Stadt. So sagte man zumindest, bevor das kolossale Gebäude von 1967 eine durchgreifende Modernisierung erfahren hat, bei der eigentlich nur die Betonkonstruktionen, das Dach und das Erdgeschoss erhalten blieben.

Das KB32 ist heute in attraktive Büroumgebungen mit Platz für etwa tausend Beschäftigte umgewandelt, und sowohl das Dänische Reichsarchiv als auch Poul Schmith/Generalstaatsanwalt haben inzwischen in dem einst geschmähten Gebäude ihren Sitz.

Das KB32 gewann 2022 den Preis als Geschäfts- und Bürogebäude des Jahres und zählt zu den Nominierten der Gebäudeprämierung der Gemeinde Kopenhagen.

Transformation erfordert mehr Kreativität

Vilhelm Lauritzen Arkitekter haben das KB32 geplant, Simon Svensson, Architekt und Geschäftspartner saß jedoch am Steuer. Neben dem KB32 haben sie auch die Modernisierung des kürzlich fertiggestellten Shell-Hauses sowie des ehemaligen Danmarks Akvarium in Charlottenlund übernommen, das in ein Kulturhaus umgewandelt werden soll.

„Ich finde, eine Transformation macht viel mehr Spaß als vollkommen neue Projekte zu planen, denn da bekommt der Bauherr genau das, was er sich wünscht. Wenn Gebäude jedoch umgewandelt werden, ist ein höherer Grad an Kreativität erforderlich. Man muss das Gebäude kennenlernen und herausfinden, wie man im Verlauf mit ihm interagieren kann“, sagt Simon Svensson, Partner und Architekt bei Vilhelm Lauritsen, während er fortfährt:

„Auch wenn es unvermeidlich ist, Kompromisse zu machen, ist die Transformation von Gebäuden eine äußerst spannende Arbeit, bei der wir sowohl unsere eigene Fachkompetenz als auch die Branche entwickeln.“

Welche Qualitäten sollen erhalten bleiben?

Simon Svensson berichtet, dass es anfangs wichtig ist, die alten Zeichnungen des Gebäudes durchzusehen, um herauszufinden, was der ursprüngliche Gedanke war. Wurde es beispielsweise gebaut, um ein großes Restaurant zu beherbergen, woraus nie etwas geworden ist? Oder wurde der Eingangsbereich in der Zwischenzeit verlegt, um eine renommierte Adresse zu erhalten, obwohl dies für die Wege im Gebäude überhaupt nicht logisch ist?

„Es geht darum, die Essenz und die enthaltenen Qualitäten des Gebäudes zu finden – auch wenn man bei der Erweiterung manchmal vollkommen andere Wege geht. Dies kann dann aber mit Respekt gegenüber dem vorhandenen und dem ursprünglichen Gedanken geschehen.“

Der Ausgangspunkt ist von Gebäude zu Gebäude natürlich sehr unterschiedlich:

„In jedem Fall muss die Grundlage stimmen, sodass das Gebäude anschließend langlebig ist und viele Jahrzehnte funktionieren kann. Man muss also klären, in welchem Zustand das Gebäude ist. Reicht es aus, ein Upgrade zu schaffen und dem Vorhandenen etwas hinzuzufügen? Oder kann das Gebäude den Anforderungen an Funktion und Materialien in seinem jetzigen Zustand nicht gerecht werden?“, sagt Simon Svensson.

100 Jahre Haltbarkeit

Wenn sich Bauherr und Architekten an eine Transformation eines Gebäudes heranwagen, müssen mehrere wesentliche Fokuspunkte berücksichtigt werden, erklärt Simon Svensson. Das gilt auch im Verhältnis zu den umgebenden Bereichen, in die sich der Bau erneut einfügen muss. Eventuell ist das Gebäude geschützt, oder es gibt andere Umstände, die bei der Materialauswahl berücksichtigt werden müssen.

„Manche Gebäude stehen bereits seit 50 Jahren und die hinzuzufügenden Materialien müssen lange Zeit haltbar sein und der Nutzung standhalten. Wenn man beispielsweise eine Gipswand errichtet, können Risse auftreten, wodurch sie im Laufe von 20 Jahren möglicherweise häufig gestrichen werden muss. Es ist daher wichtig, mit einer Haltbarkeitsperspektive zu arbeiten.

Haltbarkeit und gesunder Menschenverstand sind überhaupt wesentliche Parameter, nach denen man sich richten sollte, da eine Renovierung auch CO2 ausstößt.“ So war es jedoch nicht immer.

„In Dänemark gibt es eine Tradition, haltbare Gebäude zu bauen. Während einer Zeit mit vielen Bauaktivitäten lag der Fokus jedoch manchmal eher auf spannenden Lösungen anstelle von haltbaren. Inzwischen richtet sich der Fokus glücklicherweise wieder auf das Handwerkliche – auf das, was Wert hat: Qualität, gute Materialien und Handwerk. Das, was sich nicht automatisieren lässt“, sagt Simon Svensson.

KB32: Vom Güterbahnhofhotel zum Büro

Bei manchen Transformationen sind die Gebäude von außen sehr ansehnlich und nur das Innere muss aufgewertet werden. In anderen Fällen, wie bei dem alten, 180 Meter langen Güterbahnhofhotel – reichte das nicht aus.

„Die Fassade war nicht brauchbar, weder in puncto thermische Dämmung noch Schall, um die richtigen Bedingungen im Inneren zu erreichen. Deshalb wurde sie neu errichtet. Wir haben uns bemüht, das Gebäude sowohl aus Abstand als auch aus der Nähe attraktiv zu machen. Hätte es nicht an Kalvebod Brygge mit mehreren Gebäuden im großen Maßstab gelegen, hätten wir die Dinge sicher anders gemacht, erklärt Simon Svensson.

Er berichtet, dass es für den Staatsanwalt und die Mitarbeiter viel leichter war, sich vorzustellen, wie das Projekt aussehen könnte und was sie sich wünschen, da sie das vorhandene Gebäude besichtigen konnten, was bei einem Neubau nicht möglich gewesen wäre.

„Die Deckenhöhe ist der große Stolz des Gebäudes. Sie verbindet das Moderne mit dem Industriellen und Robusten. Man kann spüren, dass das Gebäude genutzt wurde – es hat Patina und Geschichte“, sagt er.

Für das KB32 wurden auch schwarz und weiß gestrichene Troldtekt-Akustikdecken ausgewählt, die teils gut zu der rustikalen Optik passen und teils für eine angenehme Akustik in den Büroumgebungen und im Tagungsraum sorgen, in dem sich viele Menschen gleichzeitig aufhalten.

Photo: Sjavit Maestro / Vilhelm Lauritzen Architects

Mehr Umbau anstelle von Neubau

In Kopenhagen gibt es aktuell viele Bauvorhaben, auch Transformationen im größeren oder kleineren Maßstab. Über das Shell-Haus, hinter dem sich ebenfalls Vilhelm Lauritzen Architects verbirgt, sagt Simon Svensson:

„Es war eine eher schonende und feinfühlige Transformation, da es sich um ein anderes Volumen und ein Gebäude handelt, das etwas anderes kann. Man kann nicht unbedingt sehen, was geändert wurde, das Gebäude war jedoch nicht zeitgemäß, da es beispielsweise Zellenbüros, Archivregale und Zigarrenschränke enthielt. Die kleineren Finessen haben also stattdessen im Inneren stattgefunden.“

Er erwähnt, dass das ehemalige Danmarks Akvarium in etwa denselben Prozess wie das KB32 durchläuft, da es um die Änderung der Gebäudefunktion geht. Das Aquarium, das nun zu einem Kulturhaus wird, ist jedoch ein geschütztes Gebäude, was ganz besondere Anforderungen stellt und die Arbeiten wesentlich komplexer macht.

 

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