Atuarfik Hans Lynge Schule

Die Schule spielt eine Schlüsselrolle im neuen Stadtgebiet von Qinngorput bei Nuuk. Sie schafft es, sich an das schwierige Klima anzupassen und dient gleichzeitig als Symbol und Orientierungspunkt der Region.

Atuarfik Hans Lynge School
Photo: KHR Architects A/S and BASCON A/S

Sobald man den neuen Stadtteil betritt, gilt die ganze Aufmerksamkeit unweigerlich dem auffälligen Schulgebäude, das frei in der Landschaft steht. Es erhebt sich elegant aus den kräftigen Linien der Umgebung und steht gleichzeitig in starkem Kontrast zu den Klippen im Hintergrund. Architektonisch betrachtet fängt das Gebäude den ungeheuren Maßstab der Landschaft mit dem hohen Eingangsbereich ein, während die Fensterstreifen, die sich durch das Gebäude ziehen, mit den Farbtupfern das menschliche Element unterstreichen. Innen eröffnet die Schule den Blick auf einen interessanten Raumverlauf, der durch Öffnungen und Ausblicke abgestuft ist. Eine der vielen Stärken des Gebäudes liegt in der disziplinierten Materialauswahl und der begrenzten Farbgebung. Es kommen durchgehend Beton, Schichtholz und Troldtekt-Platten zum Einsatz, die alle auf ihre Art und Weise zur freundlichen Stimmung beitragen und die Texturen erhöhen.

Harte Bedingungen
KHR arkitekter A/S, das für den Entwurf der Schule verantwortliche Büro, kann aus weitreichender Erfahrung mit anderen Bauprojekten in Grönland schöpfen, etwa dem Greenland Institute of Natural Resources und dem Universitätspark in Nuuk, die beide auch frei in der Landschaft liegen. Die 2011 fertig gestellte Atuarfik Hans Lynge Skole ist ein perfektes Beispiel dafür, wie die äußeren Bedingungen ein Gebäude mitformen. KHR hat die Schule so gestaltet, dass der allgegenwärtige Wind über das Dach hinwegfegt und dass Schnee und Schmelzwasser vom Gebäude weggeleitet werden. Es verfügt zum Schutz auch über große Dachvorsprünge. Trotz des schwierigen Klimas haben die Architekten diesem Bauwerk im Herzen der Region Würde verliehen. Die Hauptnutzung ist zwar für den Schulunterricht vorbehalten, aber die Räumlichkeiten dienen auch als Kulturzentrum und vieles mehr. Genau hier trifft also die Kultur mit der allgegenwärtige Natur zusammen.

Einladende Oberflächen
Die Erfahrung vorangehender Bauprojekte von KHR in Grönland hat gezeigt, dass Kieferplatten sehr gut funktionieren und im kalten Klima eine attraktive Patina ansetzen. Die Schule ist also ganz in Holzplatten gekleidet, und auch die Fensterrahmen bestehen aus unbearbeitetem Holz. Für den Aufbau wurde Schichtholz in Kombination mit Beton verwendet, der hauptsächlich vor Ort gegossen wurde und innen freiliegt. Als Deckenmaterial wurde in der ganze Schule Troldtekt verbaut. Seine herausragenden Eigenschaften erzeugen eine angenehme Raumakustik in den Klassenzimmern, der Sporthalle und den Fluren, deren doppelte Höhe eine besondere Herausforderung für das Schallabsorptionvermögen der Oberflächen bedeutet. Die elegante Verarbeitung der Decken, besonders um die offenen Holräume, zeugen von der Liebe zum Detail der Architekten. Sowohl innen als auch außen werden die sanften und angenehmen Oberflächen durch Präzision und Farbgebung noch betont. Die hellroten Töne sind von Wildbeeren in der Umgebung inspiriert. Die Fußböden bestehen entweder aus Flüssigbeton oder Eschenholzparkett mit Unterflurheizung. Das gute Innenklima war ein besonderes Anliegen, woraus sich auch die Auswahl so vieler natürlicher Materialien erklärt. Troldtekt ist zum Beispiel nach den höchsten Innenklimastandards zertifiziert und besteht zum Teil aus dem Naturmaterial Holz. 

Weitere regionale Bedingungen
Das lokale Klima in Grönland und die Herausforderungen bei den Bauarbeiten waren nicht die einzigen Hindernisse, die es bei diesem Projekt zu überwinden galt. Die neue Schule musste auch zu den traditionellen, grönländischen Lehrmethoden passen, was von den Architekten sehr ernst genommen wurde. KHR hat weitreichende Erfahrung mit dem Bau von Bildungsstätten, was sich hier ganz klar in der meisterhaften Balance zwischen der Unterrichtssituation und dem grundlegenden Raumverlauf zeigt. Besonders die Gemeinschaftsräume und die Offenheit spielen eine Schlüsselrolle für die Umsetzung pädagogischer Prinzipien, wobei Nischen und Zufluchtsorte auch Rückzugsmöglichkeiten bieten. Die Fenster im Innenraum erzeugen ein beruhigendes Gefühl der Nähe – eine weitere der einladenden Eigenschaften der Schule.
Atuarfik Hans Lynge Skole zeigt eine großartige Dynamik in ihrer Designsprache, sowohl innen als auch außen. Der Eindruck von Kontinuität und Geschlossenheit ist stark, und der Kontrast zwischen den roten Elementen und den anderen feinen Details verleihen dem Bauwerk architektonische Tiefe.