Hillerød Rathaus

Die Gemeinde Hillerød hat ein neues Rathaus bauen lassen, einen in mancher Hinsicht untraditionellen Bau. Es liegt weit vom Stadtzentrum entfernt, ist eine teilweise umgebaute Scheune und die Materialien wurden auf eine andersartige und konsequente Art und Weise genutzt.

Wo früher der Versuchshof Trollesminde lag, steht heute ein neues und modernes Rathaus. Das Architekturbüro KHR arkitekter, das den Wettbewerb gewonnen hatte, entschied sich dafür, die alte Scheune zu erhalten, so dass die Geschichte und das Charakteristische des Ortes beim Bau des Rathauses ihre Spuren hinterlassen konnten. Auch die ehemalige Verwalterwohnung ist erhalten und zusammen mit dem neuen Rathaus entsteht ein klar definierter, weit greifender Ankunftsraum, wie ein Hof. Das Projekt ging in vielerlei Hinsicht von der bestehenden Scheune aus, die als ein reizvolles Volumen betrachtet wurde, das stark genug ist, als Wahrzeichen in der offenen Landschaft zu dienen. Die Scheune ist winklig mit einem neuen Flügel zusammengebaut, dessen Form von der Scheune inspiriert ist, sich aber dennoch deutlich davon abhebt. Dachflächen und Fassaden sind überall mit Schiefer verkleidet, dadurch fließen die beiden Flügel in einem großen Volumen zusammen.

Warme Flächen
In der Scheune wurden die Kantine und der Stadtratssaal eingerichtet. Die Scheune steht als Schale mit bis in den First reichender Decke und sichtbaren Holzkonstruktionen. Das Tageslicht fällt durch Dachfenster und horizontale Fensterbänder in der Fassade ein. Eine schöne Kombination in dem großen Raum, die die großen Decken- und Wandflächen betont. Inspiriert von der sehr rustikalen Holzkonstruktion der Scheune hat sich KHR bei der Decke und zum Teil auch bei den Wänden für Troldtekt entschieden. Die Scheune hängt auch innen direkt mit dem Anbau zusammen, in dem Bürgerservice und Verwaltungen untergebracht sind. Die ruhigen, weichen Decken tragen zu Kontinuität in den Räumen bei und sorgen gleichzeitig für eine gute Akustik im Haus. Nahe am Eingang und den öffentlichen Funktionen öffnet sich ein Atrium als Innenplatz und lässt Tageslicht in der Mitte des Hauses einfallen. Gleichzeitig besteht eine offene Verbindung zu den darüber liegenden Büroetagen. Offenheit und Nähe sind die Hauptideen der Architekten für das Haus, die sehr konsequent umgesetzt wurden.

Architektonisch genutzte Materialien
Offenheit schaffen heißt auch Zusammenhang und Gesamtheit schaffen. Ein Atrium ist ein Ort von großer räumlicher Komplexität, hier aber ist daraus ein ungewöhnlich ruhiger Ort geworden. Um zu betonen, dass das Atrium auch zu den Büroflächen gehört, wurde Wert darauf gelegt, Kontraste zwischen den Decken in den Büros und den Vorderkanten der Balkons zu vermeiden. Troldtekt wurde durchgängig als Material verwendet, das sich von den Decken bis an die Balkonvorderkanten zieht und dadurch eine wichtige Räumlichkeit betont. Dort, wo die beiden Flächen aufeinander treffen, wurden horizontale Leuchtröhren angebracht, die ihnen eine gewisse Sprödigkeit verleihen. Die Verwendung des gleichen Materials stärkt auch das Gefühl von Formen wie aus einem Guss in dem Bau. Die Troldtekt-Platten sind in einem Muster von Platten mit den Maßen 60 x 240 und 60 x 60 angebracht. Dadurch entsteht ein Gleichgewicht zwischen den vertikalen Betonsäulen und den horizontalen Balkonvorderkanten. Der Einsatz der Materialien im neuen Rathaus ist ungeheuer bewusst und ausgeprägt. Verwendet werden nur wenige, dafür aber robuste und bekannte Materialien, die sich auf untraditionelle Art und Weise nutzen lassen. Außen wurde für Dach und Fassade Schiefer verwendet, innen stellen Troldtekt, Holz und Stein Materialien dar, die sich auch als Boden oder Decke fortsetzen. Damit erhält das Haus eine sehr stoffliche Identität, die gleichzeitig Flächen und Formen in einem großen Ganzen architektonisch markiert.

Rathaus mit Atmosphäre
Außer großen Mengen Troldtekt liegt fast überall Hochkantparkett, wie Troldtekt ein lebendiges und warmes Material. Die beiden Flächen kontrastieren schön mit den großen, sehr hellen Räumen. KHR arbeitet meistens mit natürlicher Ventilation, die u. a. den Vorteil hat, dass die Deckenhöhe nicht durch Rohrführungen in den Geschossdecken begrenzt wird. Die offenen Büroflächen im Rathaus haben daher eine zusätzliche Deckenhöhe, die den Bau ökonomisch nicht belastet hat. Dadurch sind auch die Fensterflächen größer mit dementsprechend größerem Tageslichteinfall. Starker Fokus lag während des Baus auch auf dem Innenraumklima und der Arbeitskultur. Daher bot sich Troldtekt zur Reduzierung der Nachhallzeit in den großen Räumen und zur Schaffung einer angenehmen Atmosphäre an.
Auch die Kombination von hohen Räumen, Holzkonstruktionen und Materialien in der Scheune lässt eine ganz besondere intime und feierliche Stimmung im Stadtratssaal entstehen. Troldtekt zieht sich vom Dachfenster bis auf halbe Wandhöhe, von dort setzt sich Hochkantparkett bis zum Boden fort. Alle Platten haben die Maße 60 x 240 und wirken wie eine zusammenhängende Fläche. Die plastische Verwendung der Materialien weicht die ansonsten kantige Scheune auf und „füttert“ sie, ohne dass daraus architektonische Konflikte entstehen. Der Stadtratssaal hat – und so sollte es sein – eine sehr starke Identität erhalten, die sich einprägt als Erlebnis eines lebendigen Raums.

Decken im Fokus
Mikkel Beedholm, Architekt und Partner bei KHR, berichtet, dass das Architekturbüro die Materialien immer nach der jeweiligen Aufgabe und dem jeweiligen Ort wählt. Die Materialien werden früh in die Skizzierung einbezogen und bilden einen westlichen Teil des architektonischen Ausdrucks. Mikkel Beedholm meint, dass die Decken stärker in den Fokus gerückt sind. Vermeidet man zu viele Installationen und andere störende Elemente, kann die Decke einen Beitrag zu Ruhe und Gesamtheit in den Räumen leisten und dadurch Boden- und Wandflächen gleichgestellt werden.