Thomas Rau, der RAU Architects gegründet hat und 2013 zum Architekten des Jahres in den Niederlanden gekürt wurde, scheut sich nicht, das schöne Bild wackeln zu lassen. Er richtet seinen Angriff beispielsweise gegen das am häufigsten verwendete Wort unserer Zeit – „Nachhaltigkeit“.
„Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft werden häufig verwendet, als wären es Synonyme, was sie aber nicht sind. Nachhaltigkeit ist Optimierung innerhalb des bestehenden Systems – wir sollen weniger Materialien und weniger Energie nutzen oder die Verschmutzung reduzieren. Optimierungsprozesse sind aber auch das gleiche, als würde man nichts verändern“, sagt er. Als Beispiel erwähnt er das sogenannte „Dieselgate“, bei dem Volkswagen mithilfe einer Software zu betrügen versuchte, damit die Autos den Emissionsanforderungen der Umweltbehörden gerecht werden.
„Die Jagd nach Optimierung und Verbesserung führt zu Manipulation“, sagt Thomas Rau.
Der Nachhaltigkeit steht der Kreislaufansatz gegenüber, bei dem man fundamental etwas am System ändert – und hier kommen wir auf Thomas Raus Aussage zurück, dass sich der Mensch als Gast betrachten muss:
„Der Kreislaufansatz ist eine fundamental veränderte Einstellung zum Menschen und all dem, was unser Leben möglich macht. Es ist eine vollkommen neue Tagesordnung im Hinblick auf das Verhältnis zwischen Mensch und Natur“, sagt er und ergänzt, dass sich dieser Denkansatz in allen Branchen, vom Bausektor bis zur Autobranche, wiederfinden muss.