Rohe Naturmaterialien schaffen Wärme und Intimität

Welche Materialien sind derzeit in der Architektur weltweit auf dem Vormarsch? Und wie kann ein spezifisches Material dazu beitragen, dass Design und Funktion zu einem harmonischen Ganzen verschmelzen?

David Basulto ist Architekt, Chefredakteur und Mitbegründer der meistbesuchten Architektur-Webseite der Welt, ArchDaily. Erfahren Sie, wie er die aktuellen Strömungen bei der internationalen Gebäudegestaltung sieht.

Welchen Materialtrend in der Architektur würden Sie besonders hervorheben?

Ein interessanter Trend ist die Verwendung örtlicher Materialien, die in ihrer rohen Form genutzt werden. Dieser Trend ist in den Industrieländern noch nicht so bekannt, in anderen Zusammenhängen aber hat die Nutzung von Rohmaterialien – Holz, handgefertigte Ziegel, Stein, möglicherweise aus einem nahe gelegenen Wald oder Steinbruch – eine reizvolle Ästhetik entstehen lassen. Und davon haben sich Architekten in aller Welt inspirieren lassen.

Ein Beispiel ist die besondere Art und Weise, in der die beiden Architekten aus Paraguay, Solano Benítez und Javier Corvalán Ziegelsteine verwenden.

Was kann die Materialwahl für den Ausdruck eines Gebäudes bedeuten?

Durch die Kombination der Rohmaterialien mit den herkömmlichen Baustoffen lässt sich ein wärmerer und entgegenkommenderer Raum schaffen, in dem der rohe Ausdruck erhalten bleibt, ohne dabei nüchtern und kalt zu wirken.

Ein Beispiel hierfür ist das Natur- und Kulturhaus, das soeben mit dem WOOD WOOL AWARD ausgezeichnet wurde. Hier tragen HWL-Platten dazu bei, einen ansonsten sehr rohen Raum in einen angenehmen Aufenthaltsort für seine Benutzer zu verwandeln.  

Funktion und Ästhetik – ist Architekten daran gelegen, beides zu kombinieren?

Man kann schnell den Fokus verlieren, wenn man sich für Materialien entscheiden soll, die bestimmte Anforderungen beispielsweise technischer oder energiemäßiger Art einhalten müssen. Denn dabei kann ein Sammelsurium ohne jeden Charakter herauskommen. Für einen Architekten ist dies eine wichtige Herausforderung, zu der er Stellung nehmen muss. Hier gilt „Weniger ist mehr“.

Im Grunde genommen geht es darum, das Material seiner Funktion treu sein und es als ein Element in die Gesamtästhetik des Bauwerks einfließen zu lassen. Nehmen Sie beispielsweise eine Decke. Hier müssen Installationen, Schalldämmung und Akustik berücksichtigt werden. Wie kann man all diesen Anforderungen am einfachsten gerecht werden?

Wie beeinflusst der derzeitige Fokus auf Nachhaltigkeit die Wahl von Materialien?

Generell sind der Fußabdruck, den wir in der Welt hinterlassen, und die Abfallmenge, die wir produzieren, stärker ins Bewusstsein gerückt. In diesem Zusammenhang achten wir Architekten heute auf den Produktlebenszyklus unserer Gebäude.

Gelingt es uns, die Belastung zu reduzieren, hat dies angesichts des Umfangs unserer Arbeit eine messbare und merkbare Bedeutung für die Umwelt. Daher kommt es heute ganz entscheidend darauf an, Materialien zu wählen, die die Umwelt möglichst wenig belasten, die Leistungsfähigkeit eines Gebäudes optimieren können und die recycelbar sind.  

David Basulto ist Architekt, Chefredakteur und Mitbegründer von ArchDaily, der meistbesuchten Architektur-Webseite der Welt. Besuchen Sie www.ArchDaily.com.