Sprachverständlichkeit und deren Messung
- Die Sprachverständlichkeit gibt an, welcher Prozentanteil der von einem gut artikulierten Sprecher direkt oder über eine Lautsprecheranlage gesprochenen Wörter von den Zuhörern korrekt verstanden wird.
- Bei der Messung des Sprachübertragungsindex (STI) wird mit einem speziellen Messgerät bestimmt, wie gut die Sprachverständlichkeit in einem Raum ist. Das Messergebnis liegt zwischen 0 (0 Prozent) und 1 (100 Prozent). Eine angemessene Anforderung an die Raumakustik ist ein STI-Wert über 0,6.
- Bei STI-Pa handelt es sich um eine Variante des STI, die zur Messung von Tonanlagen geeignet ist. Dabei wird über die Lautsprecher ein besonderes Tonsignal wiedergegeben, das mit einem speziellen Messgerät erfasst wird. Ein STI-Pa über 0,6 bedeutet, dass die Klangqualität der Tonanlage befriedigend ist.
In diesem Abschnitt geht es um den Aspekt der Sprachverständlichkeit, die beschreibt, wie gut das gesprochene Wort in einem Raum zu verstehen ist. Sie ist ein wesentlicher Qualitätsfaktor, vor allem in Räumen, die der Wissensvermittlung dienen. Wir befassen uns auch mit den Messverfahren, die zu einer guten Sprachverständlichkeit führen sollen, insbesondere in Situationen, in denen eine Lautsprecheranlage Teil der Übertragungskette zwischen Sprecher und Zuhörer ist.
Es ist von entscheidender Wichtigkeit, wie gut das gesprochene Wort wahrgenommen wird, ganz besonders in Räumen, die sprachlichen Darbietungen dienen, wie z. B. Auditorien oder Theatersäle – oder am Bahnhof!
Die Sprachverständlichkeit ist ein klar definierter Begriff innerhalb der Akustik und beschreibt, wie gut Sprache in einem Raum zu verstehen ist – entweder direkt zwischen Sprecher und Zuhörern oder über eine elektrische Tonanlage mit Mikrofon, Verstärker und Lautsprecher(n). In ihrer klassischen Form wird die Sprachverständlichkeit gemessen, indem man zählt, wie viele Wörter eines Textes, der von einem gut artikulierten Sprecher im jeweiligen Raum vorgetragen wird, von den Zuhörern korrekt verstanden werden. Verstehen die Zuhörer beispielsweise 60 Prozent aller gesprochenen Wörter richtig, beträgt die Sprachverständlichkeit 60 Prozent bzw. 0,6. Der Begriff der Sprachverständlichkeit wurde in der Frühzeit der Telefonie in den 1920er-Jahren geschaffen, um ein Kriterium für die Qualität der telefonischen Sprachübertragung zu erhalten. Man kann sich gut vorstellen, dass dieser Prozess sehr zeitraubend ist, und deshalb hat man über viele Jahre hinweg an verschiedenen Methoden gearbeitet, mit denen die Sprachverständlichkeit berechnet oder in einer konkreten Situation gemessen werden kann, sowohl bei direkter Übertragung, z. B. in einem Auditorium, als auch bei indirekter Übertragung durch eine Lautsprecheranlage, z. B. auf einem Bahnhof.
Es gibt deshalb heute verschiedene Methoden, um die Sprachverständlichkeit zu ermitteln. Die gebräuchlichste davon, die heute quasi als Standard gilt, ist der so genannte Sprachübertragungsindex (Speech Transmission Index; STI). Der STI ist eine Mess- und Berechnungsmethode, die verschiedene Raumparameter berücksichtigt, anhand derer sich die Sprachverständlichkeit unter den gegebenen Bedingungen berechnen lässt.
Umgekehrt kann man als Bauherr mithilfe des STI bestimmte Anforderungen an die Sprachverständlichkeit stellen, z. B. für einen Unterrichtsraum. Werden sie eingehalten, ist die akustische Qualität des Raums von vornherein gewährleistet. Zur Messung des STI dient ein spezielles Gerät, dessen Messergebnisse mit den aufgestellten Kriterien abgeglichen werden können. Der STI-Wert liegt zwischen 0 und 1 (oder zwischen 0 und 100 Prozent), wobei 0 eine unannehmbar schlechte und 1 eine perfekte Sprachverständlichkeit angibt. Die Anforderungen an den STI richten sich nach der Nutzungsart und den architektonischen Grundgegebenheiten vor Ort, doch in der Praxis sollte der STI-Wert über 0,6 liegen. Ein solcher Wert entspricht einer zufriedenstellenden Sprachverständlichkeit (siehe Abb. 17).
Abbildung 17: Sprachverständlichkeit als Funktion des Sprachübertragungsindex (STI)
Diese Methode ist auch in Fällen anwendbar, in denen ein Lautstsprechersystem (elektrische Tonanlage) zur Übertragungskette zwischen Sprecher und Zuhörer gehört. Die Sprachverständlichkeit ist dann das Ergebnis der Gesamtwirkung von Raum und Lautsprecheranlage. Auch die beste Tonanlage kann keine gute Sprachverständlichkeit hervorbringen, wenn der Raum eine sehr lange Nachhallzeit hat und der Zuhörer zu weit vom Lautsprecher entfernt steht. Gerade hier sollten Anforderungen an die Sprachverständlichkeit gestellt werden, beispielsweise in Form eines STI für die gesamte Übertragungskette aus Lautsprechersystem und Raum. Die Einhaltung der Anforderungen liegt dann in der Verantwortung des Systemlieferanten oder Akustikdesigners, der die Tonanlage entsprechend auslegen muss. Dadurch stellt der Bauherr sicher, dass das Gesamtsystem nachher funktioniert. Der erfahrene Akustikdesigner oder Toningenieur kann die Berechnungen dazu nutzen, um sich zu vergewissern, dass seine Anlage für den betreffenden Raum angemessen ist. Es könnte sich schließlich herausstellen, dass die akustischen Gegebenheiten des Raums an sich für den Einsatz einer Tonanlage ungeeignet sind und dass man zunächst den Raum verändern muss.
Abbildung: Beim Ausbau der Aufführungsräume der Kunstakademien in Kopenhagen wurden die akustischen Anforderungen unter Berücksichtigung des historischen Charakters der Gebäude umgesetzt.
Durch das bloße Aufstellen von Lautsprechern kann man eine schlechte Raumakustik nur selten grundlegend verbessern. Für Tonanlagen (Lautsprechersysteme) in Einzelräumen gibt es eine vereinfachte Messmethode zur Bestimmung der Sprachverständlichkeit. Bei der so genannten „STI-Pa-Methode“ kommt ein besonderes Messsignal zum Einsatz, das über die Tonanlage abgespielt wird. Mithilfe eines speziellen Schallmessers wird der der STI-Pa-Wert für das Gesamtsystem aus Raum und Tonanlage ermittelt. Liegt der STI-Pa-Wert über 0,6, ist die Tonanlage gut ausgelegt. Es sollte hier noch angemerkt werden, dass früher genutzte Methoden zur Messung der Sprachverständlichkeit, wie z. B. AI (Articulation Index), ALcons (Artikulationsverlust für Konsonanten) oder RASTI (Rapid Speed Transmission Index), heute als unzureichend angesehen werden.>> Lesen Sie auch den nächsten Abschnitt mit einem Raumakustik-Glossar