Schule in Nørre Aaby

Von dem Architekturbüro Friis & Moltke stammt der Entwurf des Erweiterungsbaus der Schule im dänischen Nørre Aaby, die damit ein neues Gesicht erhalten hat. In dem Neubau, der eine Brücke zwischen den älteren Schulgebäuden und dem neuen Schulhof schlägt, wurden zahlreiche Funktionen untergebracht.

Troldtekt, Nørre Aaby School
Photo: Tommy Kosior, Troldtekt A/S

Die Schule in Nørre Aaby im Westen der Insel Fünen ist typisch für die vielen neuen Schulen, die in Dänemark in den 1960er-Jahren nach einem Standardsystem aus Betonfertigteilen errichtet wurden. Die Schule beherbergt ca. 400 Kinder der Klassenstufen 0 bis 10. Wie viele andere dänische Schulen durchläuft der Komplex in Nørre Aaby derzeit eine größere Sanierung und Erweiterung, um die Anforderungen von heute erfüllen zu können.

Im Rahmen des Bebauungsplans haben Friis & Moltke einen eigenständigen Neubau auf dem Schulgelände vorgesehen, der den pädagogisch-psychologischen Dienst, Bibliothek und Mediathek sowie Verwaltungs- und Personaleinrichtungen für die Schule beherbergen soll.

Der Erweiterungsbau ist mit dem vorhandenen Schulkomplex durch einen überdachten Gang verbunden. Viele Schüler nutzen das neue Gebäude nach dem Unterricht für das Erledigen der Hausaufgaben und das Arbeiten am Computer bzw. im Internet. Das Gebäude öffnet sich zum Schulhof hin, der mit dem Neubau einen „Riegel“ aus Glas und Sichtbeton erhalten hat, vor dem eine Art Freilichtbühne entsteht. Der Erweiterungsbau vitalisiert den Schulhof, denn er bildet ein Forum für ganz neue Veranstaltungsformen.

Beton und Glas verbinden sich
Der neue Bibliotheks- und Verwaltungsbau ist einfach strukturiert. Der tragende Gebäudekörper ist aus Beton, nach Norden zum Schulhof hin schließt sich eine Glasfassade an. Laut Architekt Kim H. Thorsell wurde der Beton als Referenz zu den Schulbauten aus den 60er-Jahren und zu vielen früheren Entwürfen von Friis & Moltke aus dieser Zeit eingesetzt. Die Betonelemente wurden mit klassischer Holzschalung gegossen. Sie hinterlässt drinnen wie draußen ein hübsches Muster, das rustikal und verfeinert zugleich wirkt. Die Elemente verleihen dem Bau aber auch architektonische Klarheit und Strenge. Die zum Schulhof gelegene Glasfassade wurde vor den tragenden Betonriegel gesetzt. Sie zeichnet sich durch eine Variation aus festen Glaswänden und farbigen beweglichen Elementen aus. Die Inspiration für die Farben stammt von einem Werk des dänischen Künstlers Emil Gregersen, der bereits viele Gestaltungsentwürfe von Friis & Moltke angeregt hat.

Innen haben die Architekten trotz der unterschiedlichen Nutzungsarten des Baus durchweg großzügige, klare Räume geschaffen. Eine ausladende Treppe verbindet die beiden Etagen und lässt einen Raum im Raum entstehen, der als Sitzgelegenheit bei Vorträgen und Darbietungen oder einfach nur zum Lesen dient.

Dachfenster über der Treppe verstärken deren „luftigen“ Charakter. Neben Glas und Beton wurden als Materialien Eschenholz für die Fußböden, Lampen vom Typ Owen von Cubo, Birkenholzfurnier mit Akustikfunktion an den Treppenseiten und Troldtekt-Platten an den Decken verbaut.

Großer funktionaler Raum
Auf die Frage nach den Intentionen hinter der baulichen Gestaltung berichtet Architekt Kim H. Thorsell vom Architekturbüro Friis & Moltke: „Der Bau soll einerseits selbständig und andererseits offen nach außen hin wirken. Dabei soll er eine Verwandtschaft zu den vorhandenen Schulgebäuden aufweisen. Doch ebenso wichtig ist, dass der große, offene Raum in mehreren Zusammenhängen funktioniert.“ Im Erdgeschoss des Baus sind sich eine Bibliothek, eine Mediathek, ein Arbeitsbereich für Hausaufgaben, eine Vorleseecke und die Seitentreppe untergebracht – ein multifunktionaler Raum. „Ein solcher Ort braucht eine gute Akustik und eine wirksame, angenehme Lüftung. Beides haben wir von Anfang an ins Projekt eingearbeitet.“

Die frühe Zusammenarbeit des Architekturbüros mit den Ingenieuren der OBH-Gruppe und mit Troldtekt hat eine Gesamtlösung für Akustik, Lüftung und Beschallung ermöglicht. So wurden in die Deckenplatten von Troldtekt spezielle Troldtekt-Lautsprecher integriert, die nicht sichtbar sind. „Uns war wichtig, die Decken frei von störenden Elementen wie Lüftungsöffnungen oder Lautsprecher zu halten“, so Architekt Torsell. In zwei getrennt ansteuerbaren Zonen wurden insgesamt acht Lautsprecher und zwei Subwoofer verbaut, die eine optimale Nutzung aller Flächen erlauben.

Hightech-Deckensystem
Die Troldtekt-Platten der Deckenverkleidung bieten Lösungen für ganz unterschiedliche Herausforderungen. Nicht nur die Lautsprecher wurden in der Decke versteckt sondern auch die Lüftungsanlage. Bei dem System Troldtekt Ventilation erfolgt die Frischluftzufuhr im Raum über aktive Ventilationsplatten in der Decke. Bei diesem Gebäude zieht die Abluft über die Treppe ins Obergeschoss und durch die darüber liegenden Dachfenster ins Freie. Dieser Aufbau macht einen separaten Raum für die Lüftungsanlage überflüssig. Die Pumpen für die Frischluftzufuhr können stattdessen auf dem Dach des Obergeschosses angebracht werden.

Neue Erfahrungen mit Troldtekt
Die Architekten von Friis & Moltke sind bekannt für den Einsatz von Troldtekt-Systemen, besonders in Schulen. Die Zusammenarbeit mit Troldtekt schon im Entwurfsstadium hat sich positiv auf die Architektur ausgewirkt. Indem die Technik in der Decke versteckt wird und die Luft von den Ventilationsplatten bis zur Entlüftung im Dach ziehen kann, lassen sich die Räume mit einer angenehmen Schlichtheit gestalten – und zugleich wurde die Lüftungsfunktion in die Formgebung des gesamten Gebäudes hineingedacht.

Kim H. Thorsell betont, wie wichtig es ist, dass der Raum seine diversen Funktionen erfüllen und dabei seine Offenheit bewahren kann. „Es war uns ein wichtiges Anliegen, dass das große ,Möbel‘ des Raums, die seitliche Treppe, nicht auch als Fluchtweg fungieren sollte“, erklärt Thorsell. „Deshalb haben wir an den Giebelseiten des Gebäudes zwei Fluchttreppen aus Stahl von außen angesetzt. Von innen werden die Treppen optisch durch vorspringende Betonwände verdeckt, die zugleich zur Versteifung der Hauptkonstruktion dienen.“ Was die Raumakustik angeht, berichtet der Architekt, dass keine Messungen erforderlich waren. „Die Akustik funktioniert perfekt“, sagt er – eine Tatsache, die die Nutzer der Schule nur bestätigen.

Zusammenhang
Der rote Faden in der Architektur von Friis & Moltke sind offene, kontinuierliche Räume mit sichtbaren und einfachen Konstruktionen. Hinzu kommt ein Gespür für harmonische Materialkombinationen, Farben und Stofflichkeit. Funktionalität und Nutzerbedarfe bestimmen die architektonische Formgebung. Diese Herangehensweise ist in der Schule von Nørre Aaby sehr gut zu erkennen.

Wer den Erweiterungsbau der Schule betritt, bemerkt sofort, dass dies ein aktives Haus ist. Die vielen Bücherregale und Leseecken vermitteln den Eindruck eines Ortes voller Ruhe und Vertiefung, der nach dem Unterricht und der Computerarbeit schnell zum Treffpunkt wird. Die Architektur vermag viele Erwartungen zu erfüllen und vermittelt dabei Ganzheitlichkeit. Es ist beeindruckend, wie hier eine Vielfalt von Funktionen drinnen und draußen in das Projekt integriert wurden und wie lebendig dieser Ort wirkt – er ist das neue Herz der Schule.