Die Geschichte von Troldtekt A/S

Photo: L. Hammerich

Die Geburt einer Handelsgesellschaft

Wir schreiben das Jahr 1855. Der Kaufmann J. C. Seidelin eröffnet das erste Fachgeschäft für Baustoffe in Aarhus. Das Geschäft von J. C. Seidelin liegt mitten in Jütlands größter Stadt Aarhus auf der Adresse Fredens Torv 12 und führt u. a. Ziegelsteine, Dachziegel, Schiefer, Zement und Rohre. Auch Baustoffe aus dem Ausland werden – zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt – vom Geschäft in Aarhus direkt importiert.

Seidelins Geschäfte laufen gut, gemessen an der damaligen Zeit ein florierendes Geschäft. Der Umsatz in den Jahren 1873 bis 1882 beträgt jährlich um die 100.000 dänische Kronen und das Warenwert des Lagerbestands beträgt ca. 10.000 dänische Kronen. Natürlich ist dies vor dem Hintergrund des damaligen Geldwerts zu sehen. Der Preis für ein Pfund Butter betrug beispielsweise 2 dänische Mark, genauso viel musste man für 20 Eier bezahlen. Eine Mark entsprach in etwa 0,33 dänischen Øre. Das waren noch Zeiten ...

Für J. C. Seidelin und seine Geschäfte ist dies auch eine Zeit des Umbruchs. Seidelin, der sich als tüchtiger und rechtschaffener Kaufmann einen Namen gemacht hat, wird 1870 zum Direktor der ersten Privatbank von Aarhus ernannt, der Aarhus Privatbank, die später unter dem Namen Provinsbanken firmierte. Einige Jahre führt er das Geschäft neben seinem Posten als Bankdirektor weiter, bis er es 1884 an Louis Hammerich verkauft. Die Ära Seidelin geht zu Ende – die Ära L. Hammerich bricht an.

Photo: Louis Hammerich

Handelsgesellschaft im Expansionsdrang

L. Hammerich Forretning i Bygningsartikler, lautet der neue dänische Name. Aus dem Fachgeschäft des Kaufmanns J. C. Seidelin wird nach der Übernahme durch Louis Hammerich 1884 ein Baustoffhandelsunternehmen. Louis Hammerich hat soeben seine Lehrzeit bei dem in Aarhus hoch angesehenen Kaufmann Hans Broge abgeschlossen, der ihm ein gutes Zeugnis mit auf den Weg gibt.

Als Louis Hammerich das Geschäft übernimmt, steigt der Umsatz sprunghaft an. Im Laufe des ersten Jahres verdoppelt er sich nahezu. Der junge Kaufmann bleibt aber trotz des tollen Ergebnisses auf dem Boden. Das geht aus dem ersten Jahresbericht hervor, den er in fein säuberlicher Handschrift im Jahr 1884 verfasst. Bescheiden heißt es da: „Obwohl ich keinerlei Kenntnisse über die Natur des Geschäftes mitbrachte, das ich übernommen hatte, war mir doch so viel Glück beschieden, gleich im ersten Jahr den Umsatz von 70.000 auf 120.000 Kronen steigern zu können."

Mit der Gesellschaft geht es weiter aufwärts. Um der steigenden Nachfrage nachkommen zu können, erwirbt L. Hammerich Forretning i Bygningsartikler 1894 die Liegenschaft „Fru Kaspersens Plads" in der Grønnegade in Aarhus. Hier wird das Sortiment des Unternehmens erweitert, so dass es jetzt auch Importgüter umfasst. Zur Jahrhundertwende darf sich das Geschäft mit einem Umsatz von nicht weniger als 300.000 dänischen Kronen brüsten. Anders gesagt: Die Zeichen für einen guten Start der Handelsgesellschaft aus Aarhus ins neue Jahrhundert stehen gut.

Entstehung einer Aktiengesellschaft

Der Betrieb L. Hammerich Forretning i Bygningsartikler wird unmittelbar vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Gesellschaft muss in Zeiten, in denen der Baubranche der Wind scharf entgegen schlägt, Überlebenswillen beweisen.



Steigende Nachfrage und steigender Umsatz kennzeichnen die Lage von L. Hammerich Forretning i Bygningsartikler, als das Unternehmen das 20. Jahrhundert in Angriff nimmt. Und eben dieses anhaltende Wachstum bildet den Nährboden für den aufkeimenden Wunsch, das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Am 29. September 1911 ist es so weit; die Aktiengesellschaft A/S L. Hammerich & Co. mit der Handelsregisternummer 645 und einem Grundkapital von 200.000 dänischen Kronen wird gegründet.



Das Unternehmen ist für die Herausforderungen der Zukunft gut gerüstet, die nicht lange auf sich warten lassen. Mit dem Ersten Weltkrieg kommt nämlich der Import zum Erliegen und die Baubranche stagniert. Die Preise steigen auf das Drei- bis Vierfache, während der Umsatz von A/S L. Hammerich & Co. einbricht. Dafür profitiert die Gesellschaft vom großen Aufschwung nach Kriegsende. 1920 knackt der Umsatz erstmals die Millionengrenze und das, obwohl zwischen 1922 und 1925 die Preise auf ein Drittel der Preise während des Krieges sinken.



1923 wird Paul Hammerich, der dritte von sechs Söhnen des Unternehmers Louis Hammerich, nach abgeschlossener Handelsausbildung in Dänemark und im Ausland in der Firma als Prokurist eingestellt. Dahinter steht die Absicht, dass er nach seinem Vater den Sessel des Vorstandsvorsitzenden übernehmen und einen Generationenwechsel in der Gesellschaft vollziehen soll. 1927 wird Paul Hammerich neben seinem Vater in den Vorstand berufen. Im selben Jahr errichtet L. Hammerich außerdem neue, größere Verwaltungs- und Lagergebäude in der Grønnegade 57-59. Die Liegenschaft am Fredens Torv 12 wird veräußert und die Gesellschaft zieht mit dem gesamten Betrieb in die Grønnegade. Damit ist der Grundstein für eine neue Ära des nun gut 70 Jahre alten Unternehmens gelegt. Sie lässt nicht lange auf sich warten…

Expansion in die jütländische Heide

In den 1930er Jahren wird A/S L. Hammerich & Co. auf dänischen Holzbeton und eine Fabrik in Troldhede aufmerksam, deren Rohstoffe und Arbeitskräfte gleich vor der Tür liegen.

Mit dem Tod von Louis Hammerich im Jahr 1931 und von seinem Sohn Paul Hammerich nur wenige Jahre darauf geht eine Ära zu Ende. Doch eine neue Ära bricht an, als Aage Filtenborg den Vorstandsvorsitz übernimmt Er war seit vielen Jahren in der A/S L. Hammerich & Co. angestellt und ihm ist es unter anderem zu verdanken, dass die Gesellschaft 1935 die Fabrik A/S Troldhede Pladeindustri in Troldhede im westlichen Jütland entdeckt.

Wo die Landschaft in den 1850er Jahren noch ausschließlich aus Heidegebieten und im Jahr1900 aus Holzplantagen bestand, steht 1935 eine moderne Fabrikanlage zur Herstellung der einzigen dänischen Holzfaserplatte, Danatex, und der Holzbetonplatte Troldtekt. Die A/S Troldhede Pladeindustri liegt in einer Gegend, in der Grund und Boden noch günstig sind, reichlich Arbeitskräfte vorhanden sind und die Rohstoffe direkt vor der Tür liegen. Die Kombination aus Qualität und Preis sind im Kielwasser der Baukrise Anfang der 1930er Jahre von schlagender Bedeutung. Der Bedarf für gutes aber günstiges Bauen ist nämlich groß.

Die A/S L. Hammerich & Co. erkennt bereits sehr früh das Potenzial, das in dem modernen Baustoff steckt, der Eigenschaften wie Festigkeit, Dämmwirkung und leichtes Gewicht vereint. Die Gesellschaft kauft nach und nach die Fabrik auf und fährt die Produktion hoch, was für die ganze Gegend – nicht zuletzt für die Bewohner –eine immer wichtigere Rolle spielt. Sie sind von der grassierenden Arbeitslosigkeit nicht betroffen, sondern dürfen sich über nützliche Arbeit und ein wöchentliches Einkommen von etwa 10 Kronen freuen.
In der Heide von Westjütland brechen neue Zeiten an. Diese positive Nachricht illustriert eine Troldtekt Anzeige aus dem Jahr 1936, die ihresgleichen sucht.

Jütländische Burschen beweisen während der Besatzungszeit Mut

Zwischen 1939 und 1945 halten kreative Transportlösungen die Produktion von A/S L. Hammerich & Co aufrecht. Die Unternehmensführung sieht darüber hinweg, wenn sich die Widerstandsbewegung Fahrzeuge des Unternehmens „ausborgt".

Gegen Ende der 1930er Jahre laufen die Geschäfte für A/S L. Hammerich & Co ausgesprochen gut. Die große Nachfrage von Troldtekt zwingt das Unternehmen zu einer Erweiterung des Lagerplatzes um 7.500 m2. Das Vertrauen der Firma in die Zukunft wird auch noch nicht getrübt, als bereits alle Zeichen auf einen bevorstehenden Weltkrieg weisen.



Aage Filtenborg hält das Ruder der A/S L. Hammerich & Co. in der Hand, als Dänemark von Nazideutschland besetzt wird. Schon bald sollte das Unternehmen die beschwerlichen Verhältnisse des Krieges kennen lernen. Der Krieg erzwingt eine vorübergehende Einstellung der Produktion. Ständiger Warenmangel und Transportschwierigkeiten erfordern Kreativität vom Unternehmen. Mit Pferdefuhrwerken anstelle von Lkw müssen die Platten von Troldtekt über die jütländische Heide bis zur nächsten Eisenbahn transportiert werden. Aber die Erschwernisse durch den „neuen" Transport werden gemeistert und nach eineinhalb Jahren Pause kann die Produktion wieder aufgenommen werden. Aller Widrigkeiten zum Trotz erhöht A/S L. Hammerich & Co. 1941 den Umsatz auf erstaunliche 2,6 Millionen dänische Kronen.



A/S L. Hammerich & Co. gehört zu jenen Unternehmen aus Jütland, die während der Besatzungszeit Verbindungen zur Widerstandsbewegung unterhält. Die Führung tut, als wüsste sie von nichts, wenn eines der Fahrzeuge des Unternehmens „gestohlen" wird, was nicht so selten vorkommt. Wenn das Fahrzeug ganz „überraschend" in der Nähe des Verwaltungsgebäudes in der Grønnegade in Aarhus wieder auftaucht, sind häufig die Reifen ausgetauscht. Reifen waren während des Krieges ganz schwer zu bekommen. Deshalb waren die Reifen oft in äußerst schlechtem Zustand und der „Dieb" musste Reifen oder komplette Räder klauen, um seinen Auftrag ausführen zu können.

Friede, Freiheit und Fortschritt

Die Jahre zwischen 1945 und 1955 sind für A/S L. Hammerich & Co. von einer vorübergehenden Flaute auf dem europäischen Markt geprägt. Dagegen geht es am Heimatmarkt umso schneller bergauf und das Unternehmen steht in voller Blüte als es 1955 sein 100-jähriges Jubiläum feiert.

1945 ist die Besatzungszeit endlich vorüber und ganz Dänemark atmet erleichtert auf. An der Geschäftsfront bekommt A/S L. Hammerich & Co. jedoch auch die negativen Folgen des Krieges zu spüren, als Deutschland in Ost und West geteilt wird, wodurch das unternehmen wertvolle Vertretungen verliert. Nach einem energischen Einsatz findet A/S L. Hammerich & Co. glücklicherweise neue Fabriken in Westdeutschland, Portugal und Italien und erobert seine starke Marktposition zurück.

Zuhause in Dänemark ist die Nachkriegszeit vom Fortschritt geprägt. Der Krieg hat einen großen Bedarf für den Wiederaufbau und Neubauten geschaffen, eine günstige Ausgangslage für A/S L. Hammerich & Co. Im Werk in Troldhede liegen die Rohstoffe direkt vor der Tür und Arbeitskraft steht reichlich zur Verfügung. Der Verkauf von Troldtekt-Produkten wächst deshalb in den folgenden Jahren. 1955 feiert das geschäftstüchtige Unternehmen sein 100-jähriges Jubiläum mit einem Jahresumsatz von ca. 8 Mio dänische Kronen. Ein tolles Ergebnis, von dem Louis Hammerich wohl kaum zu träumen gewagt hätte, als er 1884 ein Fachgeschäft in Aarhus übernahm, dem er den Namen L. Hammerich Forretning i Bygningsartikler gab.






Ende der 1960er Jahre entwarf die Grafikagentur Grafisk Tegnestue in Aarhus gemeinsam mit A/S L. Hammerich & Co.ein neues einfarbiges Logo – was mit der damaligen Drucktechnik eben machbar war. Das Logo verband den Buchstaben „H“ mit einer abstrakten Darstellung einer Decke, die – ganz dem Logo-Ideal der 1960er Jahre entsprechend – auf das Produkt des Unternehmens hinweist. Der kompakte grafische Stil in gedeckten Farben bringt ein Unternehmen und Zuverlässigkeit anno 1964 auf den Punkt.

Bauboom, Rationalisierung und Hochkonjunktur

Zwischen 1956 und 1969 läuft die dänische Wirtschaft wirklich auf Hochtouren. Der Export der Industrie übertrifft erstmals den der Landwirtschaft. Troldtekt A/S, die damals noch A/S L. Hammerich & Co. heißt, profitiert von der Hochkonjunktur und greift die neuen Ideen über Rationalisierung in der Produktion durch Mechanisierung und spezialisierte Arbeitsteilung auf.

1964 stellt die A/S L. Hammerich & Co. Dänemarks erste vollautomatische Anlage zur Herstellung der Holzbetonplatten in Troldhede auf. Das Lager des Unternehmens an der Ecke Vestre Ringgade und Daugbjergvej in Aarhus stellt den Betrieb auf palettierte Waren und Gabelstapler um. Das ist ein großer Schritt für ein Baustofflager, in dem die Materialien bis dahin einzeln hantiert wurden. Rationalisierung spart Zeit und damit Kosten.



Die Entwicklung bei A/S L. Hammerich & Co. spiegelt die zweite industrielle Revolution in Dänemark wider, die auf das Gedankengut des Autoherstellers Henry Ford und des Ingenieurs F.W. Taylor zurückgeht. Ihren Ideen drehen sich darum, den Arbeitsprozess in der Fabrik zu unterteilen und für jede Funktion die optimale Arbeitsroutine zu berechnen. Gleichzeitig werden einfache Arbeitsvorgänge von Maschinen übernommen. Auf diese Weise können die Fabriken in weniger Zeit weit mehr Einheiten bei einer gleichbleibenden Anzahl von Mitarbeitern produzieren.



Für A/S L. Hammerich & Co. bedeutet die Entwicklung, dass es noch einfacher wird, Baustoffe palettenweise zu verkaufen. Der Umsatz beläuft sich 1964 auf beträchtliche 20 Millionen dänische Kronen.

Wachstum trotz Krise

Zwei Ölkrisen, Währungsunruhen und Inflation bilden die tristen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der 1970er Jahre. Dennoch schafft es Troldtekt, damals noch unter dem Namen A/S L. Hammerich & Co., in neue Einrichtungen zu investieren und das Wachstum zu stimulieren.

1974 verlegt die A/S L. Hammerich & Co. ihr Lager von Vestre Ringgade auf ein 50.000 m2 großes Grundstück in der Straße P. O. Pedersens Vej in Skejby, Aarhus Nord. Die 117 Meter lange und 42 Meter breite Lagerhalle, in die insgesamt 9 Millionen dänische Kronen investiert wurden, sichert dem Unternehmen eine beachtliche lange Zeit moderne Lagerräume.

Drama in Troldhede

Auch in der Produktion in Troldhede überschlagen sich in den 1970er Jahren die Ereignisse. Das Unternehmen errichtet 1974 einen neuen Fabrikabschnitt, zudem wird das Marketing verstärkt. 1977 wütet ein gelegtes Feuer die A/S Troldhede Pladeindustri und verwüstet den alten Fabrikabschnitt. Die Fabrik ist glücklicherweise gut versichert, weshalb die Produktion schnell wieder aufgenommen werden kann.

Von grauem zu weißem Zement

Ende der 1970er Jahre erwirbt A/S L. Hammerich & Co. das Know-how für die Herstellung von Holzbeton mit weißem Zement.  Früher basierte die Produktion ausschließlich auf Gussplatten mit grauem Zement, doch durch den weißen Zement wird die Herstellung von Troldtekt Natur hell möglich. Damit ist der Weg frei für beispielsweise Schulen und Betreuungseinrichtungen, die den hellen Holzbeton mit offenen Armen empfangen.

Rosskur bringt das Unternehmen an die Spitze des Feldes

Die Baukrise der 1980er Jahre zwingt die damalige A/S L. Hammerich & Co. zu einer Verschlankung der Organisation und des Produktsortiments. Dies erweist sich als die richtige Strategie. Gegen Ende des Jahrzehnts liegt das Unternehmen um eine Pferdekopflänge vor der Konkurrenz.

Am 9. Oktober 1980 begeht A/S L. Hammerich & Co. das 125-jährige Jubiläum seines Bestehens mit einem gut besuchten Empfang und einer Personalfeier im Hotel Atlantic in Aarhus. Anlässlich des Jubiläums können die Kunden ausgewählte Kacheln zu Preisen von 1855 kaufen. Zu diesem Zeitpunkt führt das Unternehmen neben Troldtekt noch ein breites Produktsortiment. Doch dass soll sich bald ändern.

Neue Strategie greift

Die Ölkrise zieht in den 1980er Jahren eine Baukrise nach sich. Die Nachfrage nach Baustoffen sinkt. Die Führung von Troldtekt handelt entschlossen. Das Unternehmen strafft die Organisation, verabschiedet sich von den Handwerkerkunden und betreibt nun ausschließlich einen Großhandel. Gleichzeitig lässt man Kacheln, Fliesen, und herkömmliche Baustoffe auslaufen, so dass 90 Prozent des Sortiments verschwinden. Dafür investiert die Führung in einen effizienteren Trockenofen sowie neue Schneid-, Fräs- und Spritzanlagen. Troldtekt steht gestärkt am Markt.

Asbestproblematik eröffnet neue Möglichkeiten

Im Laufe der 80er-Jahre wird klar, dass Asbest- und Karlit-Decken keine so tolle Idee sind. Die Tageszeitung Aarhus Stiftstidende schreibt 1984: „Reißen Sie die Fasern freisetzenden Karlit-Decken herunter und ersetzen Sie diese durch Holzbeton. Das Raumklima wird sich sofort verbessern und alle körperlichen Beschwerden werden verschwinden.“ Dies trägt zur erstarkten Nachfrage nach Troldtekt-Produkten bei. Neben Industrie- und Landwirtschaftsgebäuden finden die Platten zusehends auch Verwendung für Deckenverkleidungen in Schulen, Bürogebäuden und Betreuungseinrichtungen. Als Troldtekt in die 1990er-Jahre galoppiert, liegt das Unternehmen eine Pferdelänge vor der Konkurrenz.

Turbulente technologische Entwicklung

Für die damalige A/S L. Hammerich & Co. werden die 1990er Jahre ein sehr lebhaftes Jahrzehnt, in dem die Produktion optimiert wird, neue Lösungen hinzukommen und das Raumklima sowie die Umwelt immer stärker in den Fokus rücken.

Schritthalten mit dem Fortschritt – so lässt sich das letzte Jahrzehnt des letzten Jahrtausends auf den Punkt bringen. Die allgemeinen technologischen Verbesserungen in der dänischen Industrie und die nach oben zeigende Kurve der Baubranche finden auch in der Produktion in Troldhede ihren Niederschlag. Dies zeigt sich unter anderem in der Rationalisierung der Arbeitsvorgänge und einem neuen Maschinenpark.

Schweres Heben wird von einfacher Maschinenbedienung abgelöst

Jetzt können die Mitarbeiter mit Hilfe neuer Maschinen die Rohstoffe befördern – Arbeiten, die zuvor von schwerem Heben und ungesunden Arbeitsstellungen geprägt waren. Hobel, die zuvor manuell bedient wurden, werden jetzt maschinell gesteuert. Und gehobelt wird bei Troldtekt viel, damit in Schulen, in der Industrie und Landwirtschaft die Akustik stimmt. L. Hammerich & Co. entwickelt gemeinsam mit den Lüftungstechnikern von Schou Ventilation unter anderem perforierte Akustikplatten für Lüftungssysteme mit diffuser Luftführung für Ställe. Das Produkt stellt sicher, dass der Luftaustausch über die Deckenoberfläche ohne Zugluft für die Tiere vor sich geht.

Damit lässt's sich wohnen

1997 erhält Troldtekt, als erstes Produkt für Deckenverkleidungen das dänische Innenraumklima-Gütesiegel „Dansk Indeklima Mærkning“. Das Gütesiegel dokumentiert, dass Troldtekt weder schädliche Partikel noch Gase abgibt, sondern zu einem guten Klima innerhalb der vier Wände beiträgt. Zwei Jahre später wird L. Hammerich & Co. der mit 2.000 dänischen Kronen dotierte Umweltpreis „Midtbanks Miljøpris “ für die Arbeit an der Umweltzertifizierung verliehen. Die Tageszeitung Ringkjøbing Amts Dagblad konstatiert, das Unternehmen werde auch im neuen Jahrtausend bestehen, weil es den politischen Verbraucher im Augen hat, der umweltbewusst einkauft. Die Tageszeitung sollte Recht behalten.

Troldtekt Zeitleiste

1855
Der Kaufmann J. C. Seidelin eröffnet das erste Fachgeschäft für Baustoffe in Aarhus am Fredens Torv.

1884
Louis Hammerich übernimmt das Fachgeschäft und erweitert das Sortiment um Großhandelswaren und beginnt mit dem Import ausländischer Baustoffe. 

1911
Das Fachgeschäft für Baustoffe von L. Hammerich wird in die Aktiengesellschaft L. Hammerich & Co. umgewandelt. Die Aktiengesellschaft hat die Registernummer 645 und ist damit eine der ältesten existierenden Aktiengesellschaften in Dänemark.

1931
Das Geschäft ist größer geworden, und die A/S L. Hammerich & Co. zieht in neue, moderne Räumlichkeiten in der Grønnegade um. Gleichzeitig übernimmt der Sohn Poul Hammerich die Leitung des Unternehmens.

1935 Die A/S L. Hammerich & Co. übernimmt das Unternehmen A/S Troldhede Pladeindustri in Troldhede. Hier werden Holzfaserplatten und die Holzwolleleichtbauplatten Troldtekt® produziert, deren Warenzeichen 1936 eingetragen wird.

1936

Poul Hammerich ergreift die Initiative zur Gründung der Stiftung „Grosserer L. Hammerich og Hustru Ellen, f. Lisbergs Legat“, mit der Familienangehörige und Mitarbeiter unterstützt werden sollen. Poul Hammerich stirbt in jungen Jahren, doch die Stiftung wird anschließend realisiert.

1947
Svend Hammerich tritt in die Leitung des Unternehmens ein und hilft, die Position des Unternehmens nach den harten Kriegsjahren wiederaufzubauen.

1977
Die 4. Generation der Familie Hammerich, Peter Hammerich, tritt in die Leitung des Unternehmens ein.

1982
Es wird eine durchgreifende Umstrukturierung des Warensortiments vorgenommen, und man setzt jetzt zu 100 Prozent auf Troldtekt und einzelne Handelswaren. Die gesamte Lagerkapazität wird nach Troldhede verlegt, während Vertrieb und Verwaltung neue Büroräume im Klamsagervej in Åbyhøj bei Aarhus beziehen. Gleichzeitig verlässt Peter Hammerich das Unternehmen.

1988
Thorkild Bjerglund Andersen, der seit 1973 im Aufsichtsrat des Unternehmens sitzt, kauft die A/S L. Hammerich & Co.

1993
Die A/S L. Hammerich & Co. zieht in die ehemaligen Räumlichkeiten des Sägewerks Aarhus im Søren Nymarks Vej in Højbjerg.

1998
Wieder ist der Platz eng geworden, und die A/S L. Hammerich & Co. zieht nach Malling auf den alten Gutshof Østergaard, den Thorkild Bjerglund Andersen instand gesetzt hat und bewirtschaftet. Es wird massiv investiert, um die Produktionsanlage in Troldhede effizienter und moderner zu machen.

2000
Mit der Jahrtausendwende beginnt eine markante Zeit der Produktentwicklung. Troldtekt-Platten sind jetzt nicht mehr nur Akustikplatten, sondern Akustiklösungen mit integrierter Beleuchtung, Beschallung, Lüftung und Dekoration.

2003
Die Unternehmen A/S L. Hammerich & Co. und A/S Troldhede Pladeindustri werden zu einem Unternehmen zusammengeführt und unter dem Namen A/S L. Hammerich & Co. mit Vertrieb und Verwaltung in Malling und Produktionsstätte in Troldhede weitergeführt.

2005
Die Erben von Thorkild Bjerglund Andersen übernehmen das Unternehmen und führen die im Familienbesitz befindliche Aktiengesellschaft unter der Leitung eines professionellen Aufsichtsrats weiter.

2008
Nach dem Generationswechsel zieht die A/S L. Hammerich & Co. in zeitgemäßere Räumlichkeiten im Sletvej in Tranbjerg, und der Name der Gesellschaft wird zu L. Hammerich A/S verkürzt

2010
Das 75-jährige Jubiläum der Produktion von Troldtekt wird mit einer Namensänderung zu Troldtekt A/S markiert. Im selben Jahr wird Troldtekt mit dem Umweltpreis der Baustoffbranche für seinen Fokus auf Umwelt und Nachhaltigkeit während des ganzen Produktlebenszyklus ausgezeichnet.

2012
Troldtekt erhält die Cradle to Cradle-Zertifizierung in der Kategorie Silber und erarbeitet eine Roadmap für die Entwicklung der Cradle to Cradle-Qualität bei Troldtekt bis zum Jahr 2022.

2014
Die dänische Stiftung CSR Fonden verleiht der Troldtekt A/S den Strategy Prize der CSR Awards für ein solides, strategisches Vorgehen in der CSR-Arbeit und die Verankerung der Sozial- und Umweltverantwortung auf allen Ebenen und in der Geschäftsstrategie des Unternehmens.

2015
Die Troldtekt Deutschland GmbH wird in Hamburg als erste ausländische Tochtergesellschaft des Unternehmens gegründet. Der strategische Fokus auf die benachbarten Exportmärkte wird durch beträchtliche Kapazitätserweiterungen im Werk Troldhede unterstützt.

2016
Die zweite Auslandstochter des Unternehmens, die Troldtekt AB, wird im schwedischen Malmö gegründet, und die Produktionskapazität wird weiter erhöht. 

2019
Die Produktionskapazität von Troldtekt wurde durch die Eröffnung einer weiteren Produktionslinie in einer neuen 13.000 Quadratmeter großen Werkshalle im dänischen Troldhede verdoppelt.

2022
Troldtekt wird Teil der irischen Kingspan Group, die die Baubranche weltweit mit hocheffizienten Baumaterialien versorgt. Gleichzeitig hat Troldtekt den Beschluss gefasst, die Produktionskapazität mit einer zusätzlichen Fabrik in Troldhede zu verdoppeln.